Stallvices bei Pferden verhindern und managen.

„Stallmangel“ mag vielleicht harmlos klingen, aber das dazugehörige Verhalten ist es ganz bestimmt nicht. Luftsaugen, Weben und Boxlaufen sind alles Folgen von erheblichem Stress und entstehen, wenn ein Pferd zu lange in seinem natürlichen Verhalten eingeschränkt ist. Meistens weil es zu lange alleine in einer Box stehen muss. Wie vermeidest du Stallmängel? Und was, wenn dein Pferd bereits solches Verhalten zeigt?

Stress

25 November '22 4 Min Lesezeit

Ein Stallmangel ist eine Form von sich wiederholendem Verhalten, das ursprünglich entstanden ist, um Stress abzubauen. Dein Pferd erhält durch das Ausführen des sich wiederholenden Verhaltens, wie zum Beispiel das Luftsaugen, einen Endorphinschub. Dieses Hormon sorgt dafür, dass es sich besser fühlt, da es beruhigend und schmerzlindernd wirkt. Endorphine sind zudem suchterzeugend. Deshalb neigt ein Pferd dazu, dieses Verhalten immer wieder auszuführen, um erneut einen „Schuss“ zu bekommen.

Welche Stallmängel gibt es?

Der bekannteste Stallmangel ist das Luftsaugen. Dabei zieht das Pferd in einem Zug eine große Menge Luft ein, wobei der Hals in einer ungewöhnlichen, gebogenen Haltung ist. Dieses Verhalten wird auch „Kribbebijten“ genannt, wenn das Pferd seine Zähne auf die Futterraufe oder ein anderes Objekt legt, während es Luft saugt. Luftsaugen tritt häufiger bei Pferden auf, die Magenprobleme haben, zum Beispiel weil sie zu lange ohne Raufutter stehen. Ein anderer bekannter Stallmangel ist das Weben. Dabei bewegt das Pferd seinen Körper hin und her, indem es ständig von einem Bein auf das andere wechselt. Wenn ein Pferd dies über längere Zeit tut, kann das eine erhebliche Belastung für die Gelenke und Sehnen in den Beinen verursachen. Auch die Hufe können schneller abnutzen und in schweren Fällen kann sich die Muskelstruktur des Pferdes verändern. Boxlaufen ist ein dritter bekannter Stallmangel. Dabei läuft das Pferd ununterbrochen in seiner Box im Kreis, ohne sich umzusehen und oft auch ohne zu fressen oder zu trinken. Wenn Pferde das lange machen, können sie stark schwitzen. Auch dieses Verhalten ist sehr schädlich für Gelenke, Hufe, Sehnen und Muskeln. Neben den drei bekanntesten Stallmängeln – Luftsaugen, Weben und Boxlaufen – gibt es auch noch einige andere Verhaltensweisen, die man als Stallmängel bezeichnen kann. Dazu zählen zum Beispiel das Kopfschlagen, Zähneknirschen oder das Reiben der Zähne an einem Boxengitter.

Wie entstehen Stallmängel?

Stallmängel entstehen durch Stress. Oft handelt es sich dabei um Stress, der direkt durch das Einzelstehen im Stall verursacht wird. Stallmängel treten nämlich vor allem bei Pferden auf, die in Einzelboxen stehen, keinen oder wenig Kontakt zu Artgenossen haben und keine oder nur wenig Bewegungsfreiheit. Auch andere Aspekte des Managements können jedoch zur Entstehung von Stallmängeln beitragen.

Die Ursachen für Stallmängel im Überblick:

  • Mangel an sozialem Kontakt
  • Mangel an freier Bewegung
  • Unzureichende Fütterung, schlechtes oder zu wenig Raufutter, zu lange Zeiten mit leerem Magen
  • Schmerzen durch Krankheit, Magenschmerzen oder Muskelschmerzen
  • Andere Ursachen wie Schlafmangel, Bewegungsprobleme, falsches Training…

Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass Stress höher ist, wenn die Bedürfnisse nach sozialem Kontakt zu anderen Pferden nicht erfüllt werden. Stress wird in diesen Studien durch die Menge an Cortisol – dem Stresshormon – im Blut oder Kot gemessen. Es wurde deutlich, dass Pferde in Einzelunterbringung ohne Kontakt zu anderen Pferden signifikant mehr Stress erleben. Dies führt zu unangenehmen Verhalten, auch gegenüber dem Besitzer, zu verminderter Trainierbarkeit, einer schlechteren Abwehrkraft und einem geringeren Lernvermögen. Pferde, die ein besseres Haltungssystem haben, sind besser trainierbar, reagieren freundlicher auf ihren Trainer oder Betreuer und zeigen weniger stereotype Verhaltensweisen.

Stallmangel abgewöhnen?

Ein Stallmangel ist nicht vollständig abgewöhnbar. Das ist die schlechte Nachricht. Du kannst jedoch die Bedingungen für ein Pferd, das einen Stallmangel entwickelt hat, verbessern. Dadurch wird das Tier dieses stereotype Verhalten weniger zeigen und sich wohler fühlen. Beginne mit sozialem Kontakt und freier Bewegung. Jedes Pferd braucht dies. Nicht jeder Pferdebesitzer hat die Möglichkeit, dies optimal zu gestalten, aber es gibt immer Dinge, die du tun kannst.

Futter und Ergänzungen

Außerdem ist es wichtig, deinem Pferd ausreichend Raufutter zu geben. Unverpacktes Heu von guter Qualität ist dafür am besten geeignet. Natürlich in mehreren Portionen pro Tag oder am besten sogar unbegrenzt. Ein Pferd, das den ganzen Tag über seiner natürlichen Bedürfnis nach „Grasen“ und Kauen nachkommen kann, hat viel weniger Stress. Die Reduzierung der Menge an Kraftfutter kann auch eine Möglichkeit sein, die Verdauung zu verbessern und Magenschmerzen zu kontrollieren. Viele Freizeitpferde benötigen neben dem Raufutter nur eine Vitamin- und Mineralstoffmischung und kein zusätzliches Kraftfutter. Zusätzlich kann das Mineral Magnesium helfen, Stress zu reduzieren. Pferde haben regelmäßig einen Mangel an diesem Mineral, da es wenig in unserem niederländischen Heu vorhanden ist. Magnesium ist wichtig für das Nervensystem. Schließlich kannst du ein spezielles Ergänzungsfuttermittel gegen Stress einsetzen. Ein konzentriertes Kräuterextrakt eignet sich dafür sehr gut. Kräuter wie Kamille, Mönchspfeffer und Passionsblume wirken stressmindernd und sind dopingfrei. Auch praktisch, wenn du mit deinem Pferd auf Wettkämpfe gehen willst!

Bronnen:

Kelly Yarnell, Carol Hall, Chris Royle, Susan L. Walker. Domesticated horses differ in their behavioural and physiological responses to isolated and group housing. Physiology & Behavior, Volume 143, 2015, Pages 51-57, ISSN 0031-9384,

https://doi.org/10.1016/j.physbeh.2015.02.040.

https://www.paardenarts.nl/kennisbank/stalondeugden/

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