Können Pferde an einer (Winter-)Depression leiden?
November und Dezember sind die Monate, in denen sich viele Menschen mental weniger gut fühlen. Die Tage sind kurz und das Wetter oft trüb. Eine Winterdepression liegt nahe. Aber können auch Pferde darunter leiden? Und wenn ja, wie erkennt man sie und was kann man tun?
Stress
Wohlfahrt
 
						6 November '25 • 2 Min Lesezeit
Der Begriff „Depression“ wird manchmal weit gefasst verwendet. Klinisch gesehen ist eine Depression eine psychische Erkrankung, aber viele Menschen verwenden den Begriff auch für ein vorübergehendes Stimmungstief. Eine klinische (medizinisch diagnostizierte) Depression ist eine ernsthafte Krankheit und erfordert professionelle Behandlung. Eine Winterdepression ist zwar unangenehm, lässt sich jedoch meist leichter lösen oder verschwindet oft von selbst. Viele Menschen kennen dieses Phänomen. Auch Pferde können darunter leiden!
Wintertief bei Pferden
Pferde bekommen aus anderen Gründen ein Wintertief als Menschen. Sie denken nicht: „Dieses kalte, nasse Wetter dauert noch vier Monate – wie komme ich da durch?“ Kaltes Wetter stört Pferde meist nicht; endloser Regen jedoch schon. Ein wasserdichtes Pferdedecke erhöht den Komfort erheblich, und Pferde entscheiden sich oft dafür, draußen zu bleiben, auch bei starkem Regen, selbst wenn ein Unterstand vorhanden ist.
Was Pferde im Winter oft belastet, ist der Übergang von viel Auslauf und Weidegang zu mehr Zeit im Stall und hauptsächlich Heufütterung. Dieser Übergang sollte schrittweise erfolgen. Achten Sie zudem darauf, dass Ihr Pferd im Winter genügend freie Bewegung erhält. Wenn dies nur eingeschränkt möglich ist, führen Sie alternative Bewegungsmöglichkeiten ein, z. B. Schrittmaschine, zusätzliche Spaziergänge oder Longieren neben dem regulären Training.
Chronischen Stress verhindern
Langfristiger Stress führt zu hormonellen Veränderungen und körperlichen Problemen bei Pferden. Um chronischen Stress zu vermeiden, ist zunächst eine hochwertige Ernährung mit ausreichend Raufutter entscheidend. Ein gutes Stallmanagement mit genügend freier Bewegung (auch im Winter) und sozialem Kontakt zu Artgenossen ist ebenfalls sehr wichtig. Auch wenn Pferde scheinbar untätig sind, ist die Nähe zu Artgenossen essenziell, um soziale und mentale Bedürfnisse zu erfüllen. Bewegung und Training sind wichtige Ventile – Pferde legen in freier Wildbahn bis zu 16 km pro Tag zurück, um Nahrung zu suchen. Bewegung hält Körper und Geist gesund und baut Stresshormone ab.
Misskommunikation kann zu Depression führen
Pferde, die über längere Zeit Stress erleben, zeigen möglicherweise Anzeichen einer Depression: Rückzug, fehlende Neugier, ängstliches Verhalten oder schlechte Reaktion auf Hilfen. Ursachen können schlechte Ernährung, falsches Management, Bewegungsmangel, unangemessenes Training, Übertraining, fehlende Wahlmöglichkeiten im Alltag oder Missverständnisse in der Kommunikation mit Menschen sein. Pferde kommunizieren subtil; wenn ihre Signale nicht verstanden werden, ziehen sie sich zurück – Verhalten, das einer klinischen Depression ähnelt.
Hilfe, mein Pferd wirkt depressiv!
Zeigt Ihr Pferd Anzeichen von Stress oder einem mentalen Tief, können Sie aktiv werden. Prüfen Sie Stallmanagement und Ernährung. Wenn Langeweile durch zu viel Alleinsein besteht, erhöhen Sie den Auslauf, bieten Sie Beschäftigung wie Suchspiele, Spaziergänge, Bodenarbeit oder lange Putzsessions an. Zeit draußen mit einem Freund, auch bei Dunkelheit oder Regen, kann helfen. Geben Sie interessante Objekte wie Bälle, um mentale Stimulation zu fördern. Stellen Sie sicher, dass ausreichend Raufutter über den Tag verteilt verfügbar ist, z. B. mit Slow-Feedern oder Heunetzen. Ergänzungen wie Magnesium oder Nelke können Stress reduzieren und das Nervensystem unterstützen. Kräuter helfen bei stressigen Situationen wie Turnieren oder Umzügen.
Quellen
Lesimple, C. Indicators of Horse Welfare: State-of-the-Art. Animals 2020, 10, 294. https://doi.org/10.3390/ani10020294
Buch: Calming Signals of Horses von Rachael Draaisma
 
								 
								