Ist es gut, einem Pferd Urlaub zu gönnen?
Viele Pferdebesitzer geben ihrem Pferd gelegentlich frei – im Winter, bei schlechtem Wetter oder wenn sie selbst in den Urlaub fahren. Aber ist das wirklich eine gute Idee? Wann ist es sinnvoll, dem Pferd eine Pause zu gönnen, wann eher nicht, und wie sollte ein solcher „Urlaub“ aussehen?
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Wohlfahrt
13 November '25 • 3 Min Lesezeit
Kurz gesagt: Es hängt vom Pferd ab. Jedes Pferd ist anders, und es bleibt immer eine individuelle Entscheidung. Hier sind einige Punkte, die du beachten solltest, wenn du überlegst, deinem Pferd eine Auszeit zu geben.
Mentale Balance
Pferde sind Gewohnheitstiere und Herdentiere. Änderungen im Tagesablauf können Stress verursachen, besonders bei nervösen oder unerfahrenen Pferden. Wenn dein Pferd mental empfindlich ist, ist es besser, den Tagesablauf so normal wie möglich zu halten, besonders bei Pferden, die viel im Stall stehen. Pferde mit viel Bewegungsfreiheit und Sozialkontakt reagieren meist gelassener auf Änderungen im Wochenplan. Studien zeigen, dass junge, frisch trainierte Pferde weniger Stress erleben, wenn sie gleichzeitig freie Bewegung und Gesellschaft haben.
Auszeit auf der Weide
Es ist üblich, junge Pferde nach einer Trainingsphase ein paar Monate „einfach Pferd sein“ zu lassen. Dies kann gut sein, um Gelerntes zu verarbeiten. Manche Pferde – vor allem heiße Bluttypen – könnten jedoch wild werden, wenn sie wochen- oder monatelang kaum gefordert werden. Achte daher immer auf das individuelle Pferd.
Physische Aspekte
Mehr Forschung gibt es zu den körperlichen Auswirkungen von Ruhe. Training stärkt Kondition, Beweglichkeit und Muskelkraft. Ruhe ist ebenso wichtig, um den Körper auf einem höheren Niveau zu erholen – Superkompensation genannt. Richtige Kombination aus Training und Ruhe verhindert Überlastung und fördert Fortschritte. Zu viel oder zu wenig Training hemmt die Entwicklung. Die niederländische Wissenschaftlerin Carolien Munsters hat dies u. a. mit Herzfrequenzmessungen und Laktatwerten untersucht.
Kurze Urlaubspausen haben wenig Effekt
Einige Tage oder zwei Wochen Pause beeinträchtigen die Fitness meist kaum. Die Trainingsaufnahme danach gelingt meist problemlos. Studien zeigen, dass kurze Ruhephasen bei leichter Bewegung die Kondition nicht verschlechtern. Längere Pausen verringern jedoch Muskelkraft und Ausdauer, die Erholung variiert je nach Rasse und Pferd. Friesische Pferde benötigen z. B. nach Ruhephasen meist längere Erholung und leichteres Training als KWPN-Pferde.
Freie Bewegung ist ein Muss
Bewegungsfreiheit und Sozialkontakt sind nicht nur für mentale Balance wichtig, sondern auch für die körperliche Fitness. Junge Pferde, die viel draußen in Gruppen stehen, passen sich besser an Training an als Stallpferde. Urlaub hat daher für Pferde mit viel Bewegung und Sozialkontakt geringere Auswirkungen. Ältere Pferde leiden mehr unter Pausen; für Senioren gilt: „Ruhen kann rosten“ – die Kondition muss länger aufgebaut werden.
Fazit: Manchmal sinnvoll, aber nicht notwendig
Bei mental stabilen Pferden schadet eine kurze Auszeit meist nicht. Achte darauf, dass das Pferd viel Bewegungsfreiheit und Sozialkontakt hat. Ältere oder stressanfällige Pferde können leicht geritten oder longiert werden, während der Besitzer im Urlaub ist. Wenn die übrigen Stunden gut gestaltet sind, wird das Pferd seine kleine Auszeit kaum bemerken.
Quellen
Introductie over het onderzoek van Carolien Munsters: https://www.uu.nl/achtergrond/verrassend-dat-een-kleine-aanpassing-zon-groot-effect-kan-hebben
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