Der Einfluss von Trainingstechniken auf die mentale Gesundheit von Pferden
Beim Arbeiten mit Pferden können verschiedene Trainingsmethoden angewendet werden. Grundkenntnisse darüber, wie Pferde lernen und wie Training ihr körperliches und mentales Wohlbefinden beeinflusst, sind entscheidend. Ohne dieses Wissen können unerwartete und unerwünschte Effekte auftreten, die sowohl für Pferd als auch Reiter unangenehm sind.
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Wohlfahrt
20 November '25 • 3 Min Lesezeit
In den letzten Jahren zeigen wissenschaftliche Studien immer deutlicher, dass die Art der Ausbildung das Wohlbefinden von Pferden beeinflusst – nicht nur physisch. Wird ein Pferd nicht entsprechend seiner Natur oder Lernweise trainiert, kann dies Stress und Verwirrung verursachen, was zu unerwünschtem Verhalten wie Scheuen oder Nicht-Reagieren auf Hilfen führen kann.
Bocken und Steigen
Bocken, Steigen, Verweigerungen und andere Verhaltensprobleme sind meist Reaktionen auf ein Wohlfühlproblem. Ursachen können Schmerzen, unpassendes Equipment, Bewegungsmangel, fehlender Sozialkontakt oder Magengeschwüre sein. Auch Trainingsmethoden und die Kommunikation können Probleme verursachen. Wenn ein Pferd den Reiter nicht versteht, widersprüchliche Signale erhält oder sich biomechanisch ungünstig bewegen muss, kann unerwünschtes Verhalten entstehen.
Wohlfühlprobleme
Studien zeigen, dass missverstandenes oder unerwünschtes Verhalten zu den größten Wohlfühlproblemen bei Pferden zählt. Menschen interpretieren übertriebene Reaktionen oft als Ungehorsam oder Respektlosigkeit, worauf härteres Training folgt. Pferde mit besserem Wohlbefinden zeigen weniger unerwünschtes Verhalten und die Gefahr von Unfällen sinkt.
Widersprüchliche Signale
Viele Reiter geben unabsichtlich widersprüchliche Signale. Ein häufiges Problem ist, gleichzeitig Vorwärts- und Bremsimpulse zu geben. Schlechte Timing oder zu lange gehaltene Hilfen erzeugen Stress und Verwirrung. Negative Verstärkung kann, wenn falsch angewendet, verwirrend sein. Wird z. B. der Druck des Schenkels nicht sofort nach Reaktion des Pferdes gelöst, versteht das Pferd die Aufgabe nicht. Bestrafung verschärft die Verwirrung. Ein gestresstes, ängstliches Pferd lernt nichts und kann gefährlich werden.
Lerntheorie
Training muss Schritt für Schritt erfolgen. Komplexe Aufgaben wie Springen oder Seitengänge müssen in Elemente zerlegt und später kombiniert werden. Anfangs sind stärkere Hilfen nötig, später werden diese subtiler und weniger belastend.
Angstreaktionen
Negative Erfahrungen, z. B. Spritzen, können dazu führen, dass das Pferd unangenehme Ereignisse bereits antizipiert.
Konsequenz
Um korrekte Reaktionen zu erhalten, müssen Hilfen und deren Lösung konsequent sein. Dauerhafter Druck, schlechtes Timing oder inkonsistente Hilfen führen dazu, dass das Pferd sich zurückzieht, langsamer reagiert oder unerwünschtes Verhalten zeigt.
Timing
Timing ist entscheidend. Druck des Schenkels muss sofort nach Reaktion gelöst werden. Bei Anhalten Hilfszügel sofort lockern. Falsches Timing kann zur Bestrafungsempfindung führen und unerwünschtes Verhalten auslösen.
Erzwungene Haltung
Ein häufiger Fehler ist, das Pferd frühzeitig „an das Gebiss zu bringen“ oder in eine Haltung zu zwingen. Klassische Dressur entwickelt Selbsthaltung und Impulsion über Zeit. Druck, um schnelle Ergebnisse zu erzielen, führt zu künstlichen Haltungen, die biomechanisch unsound und ungesund sind. Dies verursacht Stress, erlernte Hilflosigkeit und vermindertes Wohlbefinden, sowohl mental als auch physisch.
Quellen
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