Warum ist mein Pferd steif?
Ein gesundes Pferd, das keine Probleme mit Gelenken, Sehnen, Muskeln und Bändern hat, bewegt sich im Takt, regelmäßig, geschmeidig und mit Körpereinsatz. Wenn du so ein Pferd frei laufen lässt oder es an die Longe nimmst, wirst du weite, gleichmäßige Schritte, einen taktvollen Rhythmus in der Bewegung und ein Anspannen der Muskeln im ganzen Körper sehen. Auch in der Oberlinie. Leider entspricht dies nicht immer der Realität, und die Pferde sind manchmal steif, kurz in der Bewegung, unregelmäßig oder verspannen ihren Rücken. Die Frage ist also: Warum?
Gelenke
Magnesium
Vitamin E
12 Januar '23 • 7 Min Lesezeit
Es gibt viele mögliche Ursachen für Steifheit bei Pferden. Ältere Pferde brauchen oft länger, um in Gang zu kommen, und auch schweres Training und die damit einhergehende Übersäuerung vom Vortag können dazu führen, dass dein Pferd eine Weile braucht, um warm zu werden. Diese Art von Steifheit lässt sich relativ leicht beheben, durch gutes Aufwärmen, zusätzliche Ergänzungen oder eine leichte Anpassung des Trainingsplans. Umso ärgerlicher ist es, wenn die Ursache für die Steifheit nicht so leicht zu ermitteln ist.
Steifheit beurteilen?
Wenn du dein Pferd genau beobachtest, dann wirst du häufig erkennen, wenn sich dein Pferd anders als normal bewegt. Aber sehr kleine Unterschiede sind manchmal schwer zu sehen oder zu spüren, wenn man sein Pferd täglich sieht und trainiert. Vor allem, wenn du nur dein eigenes Pferd reitest und nie andere Pferde, wird die Art, wie sich dein Pferd bewegt, schnell normal für dich. Dann können sich Steifheit oder andere Bewegungseinschränkungen "einschleichen". Daher kann es sinnvoll sein, gelegentlich eine andere Person - deinen Trainer, einen Stallkollegen oder den Tierarzt - zu bitten, die Bewegungen deines Pferdes zu beurteilen. Vor allem, wenn du Zweifel hast oder ein ungutes Gefühl.
Nimm dein Pferd unter die Lupe
Wenn du dein Pferd putzt, solltest du immer mit der Hand über die wichtigsten Muskelgruppen von Hals, Schultern, Rücken, Lenden und Gesäß fahren. Drücke die Muskeln ein wenig ein, sie sollten sich leicht eindrücken lassen und leicht zurückfedern. Ein Pferd mit hoher Muskelspannung, bei dem sich die Muskeln hart anfühlen, wird auch im Training steifer sein. Wenn du immer wieder überprüfst, wie sich die Muskeln anfühlen, wirst du auch kleine Veränderungen schneller bemerken. Warme Stellen am Körper sind ebenfalls ein Hinweis auf mögliche Probleme.
Harte Muskeln?
Hat dein Pferd harte Muskeln? Hierfür kann es mehrere Gründe geben. Die häufigste Ursache ist ein Magnesiummangel. Dies liegt daran, dass das Raufutter in den Niederlanden und Belgien oft zu wenig Magnesium enthält. Magnesium ist äußerst wichtig für die Muskeln. Der Mineralstoff ist direkt am Lösen und Entspannen von Muskelzellen beteiligt, nachdem diese angespannt wurden (z. B. um zu traben oder über eine Hürde zu springen). Die Muskeln müssen sich nämlich nicht nur anspannen, sondern auch entspannen können. Andernfalls bleiben sie dauerhaft in einer Art krampfartigem Zustand. Das ist schmerzhaft und schränkt die Mobilität ein. Pferde, die sich viel bewegen und trainieren und somit ihre Muskeln intensiver beanspruchen, benötigen mehr Magnesium. Magnesium wird am besten in einer leicht absorbierbaren, flüssigen Form verabreicht. Übrigens ist dieser Mineralstoff nicht nur gut für die Muskelzellen, sondern auch wichtig für das Nervensystem, die Energieversorgung und das Immunsystem!
Gesundheit der Muskeln
Neben Magnesium ist auch Vitamin E wichtig für die Gesundheit der Muskeln. Insbesondere die Wirkung auf die großen Skelettmuskeln wurde eingehend untersucht. Die Trainingsarbeit verursacht mikroskopische Schäden an den Muskelfasern und setzt "Oxidantien" frei. Vitamin E im Muskelgewebe sorgt dafür, dass dieser so genannte "oxidative Stress" repariert wird (dies wird als antioxidative Wirkung bezeichnet). Die Muskelfaser erholt sich und ist sogar stärker als vor dem Training, das den kleinen Schaden verursacht hat. So erreicht man den Trainingseffekt. Damit dieser Prozess richtig funktionieren kann, muss natürlich genügend Vitamin E im Körper vorhanden sein. Je mehr Bewegung und Muskelarbeit, desto höher ist der Bedarf. Hinweis: Bei Vitamin E ist es sehr wichtig, die richtige Form zu verwenden! Viele billige Ergänzungsmittel enthalten weniger aufnehmbare Formen dieses Vitamins und bei Pferden muss es sehr präzise sein. Am besten ist es, ein flüssiges Ergänzungsmittel zu füttern, das die Substanz RRR-α-Tocopherol enthält.
Übersäuerung, Montagskrankheit und Kreuzverschlag
Starke körperliche Anstrengung kann zu einer Übersäuerung der Muskeln führen. Achte daher darauf, dass du während des Trainings genügend Pausen einlegst, um die Schlacken abzutransportieren, und lass dein Pferd nach einem Turnier immer zuerst Schritt gehen und sich abkühlen. Nach einem anstrengenden Trainingstag oder Turnier ist es sinnvoll, den Trainingsplan um einen Tag mit sehr leichten Übungen zu erweitern. So kann sich dein Pferd "aktiv erholen". Wie bereits erwähnt, ist eine Ergänzung mit Magnesium und Vitamin E wichtig. Aber auch andere Salze oder Elektrolyte müssen unter Umständen wieder aufgefüllt werden. Vor allem, wenn dein Pferd stark geschwitzt hat. Bei der Montagskrankheit (einer Form von Kreuzverschlag) ist etwas anderes im Spiel. Dabei handelt es sich um eine Form der Steifheit, die durch eine falsche Fütterung verursacht wird. Der Name bezieht sich auf die frühere Gewohnheit der Landwirte, die ihre Pferde sonntags im Stall stehen ließen und ihnen trotzdem die gleiche Menge Pellets wie an anderen Tagen gaben. Die Pferde nahmen dann viel Zucker auf, den sie nicht durch harte Arbeit verbrauchten, wie sie es unter der Woche taten. Am Montag waren die Tiere dann extrem steif. Kraftfutter mit schnellen Kohlenhydraten und Stärke ist für Pferde, die wenig oder nur leicht arbeiten, in der Regel nicht notwendig. Du solltest aber immer darauf achten, dass sie genügend und gute Ballaststoffe, Vitamine und Mineralien bekommen. Ein Pferd mit Kreuzverschlag erkennt man unter anderem an angespannter und harter Muskulatur, Steifheit und oft dunklem Urin. In schweren Fällen verständige deinen Tierarzt!
Steifheit aufgrund von Stress
Auch Stress und Anspannung können Steifheit bei deinem Pferd verursachen. Das liegt unter anderem daran, dass ein Pferd bei Stress seine Muskeln anspannt und Fluchtverhalten zeigt. Aber auch, weil bei Stress mehr Magnesium vom Körper verbraucht wird. Dadurch bleibt natürlich weniger für die Muskeln übrig. In stressigen Zeiten, wie z. B. bei einem Umzug, schwerem Training, einer neuen Herde oder beim Ausbilden und Einreiten, kann es daher ratsam sein, deinem Pferd vorübergehend mehr Magnesium zu geben. Achte auf die Muskelspannung und passe dein Futter und dein Training an das an, was dein Pferd anzeigt.
Steifheit durch Kompensation
Mehrere wissenschaftliche Studien der letzten Jahre haben gezeigt, dass wir Pferdebesitzer leider nicht immer in der Lage sind, leichte Lahmheiten bei unseren Pferden zu erkennen. Selbst Tierärzte sind sich bei Lahmheiten nicht immer einig. Deshalb werden immer mehr technische Möglichkeiten zur Messung von Lahmheiten entwickelt, unter anderem mit Bewegungssensoren und spezieller Software. In der Praxis sind solche Methoden jedoch noch nicht weit verbreitet. Außerdem ist es fraglich, wie schlimm eine kleine Asymmetrie in der Bewegung eines Pferdes tatsächlich ist. Auch hier sind sich die Forscher nicht ganz sicher. Auf jeden Fall ist es ratsam, daran zu denken, dass die meisten Bewegungsprobleme immer noch von den Beinen ausgehen. Zum Beispiel durch Entzündungen oder andere Probleme in den Gelenken wie Hufen, Ballen oder Knien sowie durch Sehnenentzündungen. Eine leichte Lahmheit in einem oder mehreren Beinen führt oft dazu, dass Ihr Pferd dies kompensiert, so dass du nur sehr wenig davon siehst. Denk mal darüber nach, wie du selbst reagierst, wenn du ein schmerzendes Knie oder einen schmerzenden Knöchel hast. Dann fängt man an, anders zu laufen. Und dann kann es passieren, dass du am Ende Probleme mit deiner Rückenmuskulatur bekommst. Deine Rückenmuskeln sind dann eigentlich nicht das Problem, sondern ein Symptom. So funktioniert es auch bei Pferden. Viele Lahmheiten sind in den Beinen, werden aber nicht erkannt. Das Pferd beginnt zu kompensieren, was manchmal den Anschein erweckt, als käme das Problem von einem anderen Teil des Körpers. Da die Muskeln oft für den Ausgleich sorgen, kann es zu Steifheit kommen.
Bleibt die Steifheit oder kommt sie zurück?
Hast du schon alles Mögliche versucht, um die Steifheit deines Pferdes zu lösen, aber ohne bleibende Ergebnisse? Dann könnte es sich um mehr als nur ein Muskelproblem handeln. Wenn die Steifheit immer wieder auftritt, obwohl die Fütterung, der Trainingsplan und die Nahrungsergänzungsmittel stimmen, ist es sinnvoll, genauer hinzusehen. Gemeinsam mit deinem Tierarzt. Eine Möglichkeit ist die Kompensation von Problemen in den Beinen. Röntgenaufnahmen und Ultraschall können Aufschluss über Gelenkerkrankungen oder Sehnenentzündungen geben. Seltsame Lahmheiten und harte und steife Muskeln können aber auch ein Anzeichen für z. B. die Krankheiten PSSM1 oder PSSM2 sein.
Bronnen:
Carvil, Phil MSc1; Cronin, John PhD2,3. Magnesium and Implications on Muscle Function. Strength and Conditioning Journal 32(1):p 48-54, February 2010.
https://journals.lww.com/nsca-scj/fulltext/2010/02000/magnesium_and_implications_on_muscle_function.7.aspx
Meydani, M., Fielding, R., Martin, K.R. (1998). Vitamin E and its effect on skeletal muscle. In: Reznick, A.Z., Packer, L., Sen, C.K., Holloszy, J.O., Jackson, M.J. (eds) Oxidative Stress in Skeletal Muscle. MCBU Molecular and Cell Biology Updates. Birkhäuser, Basel.
https://doi.org/10.1007/978-3-0348-8958-2_9