Pferdefütterung: Ist es heutzutage wirklich so kompliziert?
Anorganische oder organische Mineralien. Zuckerfrei, GMO-frei, auf Sojabasis oder lieber nicht. Basis-Pellets, Sportpellets, Müsli, Mash, Zusätze, natürlich, biologisch, „back to nature“, für empfindliche Mägen oder Pferde mit Juckreiz. Schon beim Lesen der Schlagworte auf Futtersäcken kann man den Überblick verlieren. Und wenn man versucht, sich intensiver mit Fütterung zu beschäftigen, hat man schnell das Gefühl, ohnehin alles falsch zu machen – laut Foren, sozialen Medien und Futtermittelmarketing. Deshalb möchten wir hier zu den Grundlagen zurückkehren: Was braucht ein Pferd tatsächlich? Mit einer gesunden Portion gesunden Menschenverstands.
Ernährung
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1 Oktober '25 • 3 Min Lesezeit
Raufutter: die Grundlage jeder Fütterung
Pferde sollten den größten Teil des Tages Raufutter fressen. Raufutter ist ein weiter Begriff, aber die meisten Pferdehalter verstehen darunter Heu. Raufutter umfasst jedoch viel mehr: Kräuter, Zweige, Stroh, Baumrinde usw. Eigentlich alles, was ein Pferd auch in freier Natur fressen würde. Dieses Raufutter ist also die Basis! Die Qualität deines Heus ist entscheidend für die Gesundheit deines Pferdes. Schlechte Qualität wirkt sich auf Magen, Darmflora, Immunsystem, Verdauung, Energie und Leistung aus. Die Fütterung deines Pferdes steht und fällt mit der Qualität des Raufutters.
Silage, Heulage oder Heu
Eigentlich ist dies sehr einfach, aber für viele Pferdehalter dennoch ein schwieriges Thema. Heu ist das einzige, das wirklich für Pferde geeignet ist. Gemeint sind die unverpackten Ballen mit Schnüren oder Netzen. Dieses Raufutter ist für Pferde gedacht und beeinträchtigt ihre Gesundheit nicht – vorausgesetzt, die Qualität stimmt und es enthält keinen Schimmel. Silage ist für Rinder bestimmt und selbst für diese nicht ideal – für Pferde ist sie eindeutig ungesund. Das feuchte, oft säuerlich riechende Futter verursacht Störungen im Pferdekörper. Heulage liegt zwischen Silage und Heu. Auch hier wird das Gras in Folie verpackt, wodurch ein Fermentationsprozess entsteht. Dabei bilden sich Säuren, die den Körper übersäuern und langfristig Gesundheitsprobleme verursachen, z. B. Kotwasser. Deshalb gilt: Gib deinem Pferd am besten immer unverpacktes Heu.
Balancer oder Kraftfutter?
Balancer
Ein Balancer ist eine kleine Menge Pellets, die die empfohlene Menge an Vitaminen und Mineralien enthält. Damit fügst du keine zusätzliche Energie hinzu, sondern nur die wichtigen Nährstoffe für alle Körperfunktionen. Balancer eignen sich daher gut für Pferde, die genug Energie aus Raufutter gewinnen oder wenig arbeiten. Man kann sie als das Nötigste neben Raufutter sehen.
Kraftfutter
Kraftfutter gibt es in vielen Sorten, was die Auswahl schwierig macht. Im Grunde füttert man es dann, wenn das Pferd nicht genügend Nährstoffe oder Energie aus Raufutter bekommt, sei es durch Arbeit oder Grundbedarf. Je nach Belastung passt man die Menge und Qualität an. Ein stark arbeitendes Pferd braucht mehr oder energiereicheres Kraftfutter, ein weniger belastetes Pferd weniger oder nur einen Balancer. Klingt einfach, sorgt aber in der Praxis für viele Fragen.
Kraftfutter: lies die Rückseite, nicht die Vorderseite!
Futtermittelhersteller wollen verkaufen – mit schönen Verpackungen und Werbeslogans. Wichtig ist aber, die Zutaten und Analysen auf der Rückseite zu lesen. Viele Sorten, vor allem Basis- und Sportpellets, bestehen zu über 40 % aus Zucker/Stärke. Für den Pferdedarm ist Zucker gleich Zucker, ob aus Stärke oder nicht. Zuckerempfindliche Pferde oder solche mit Haut- und Darmproblemen reagieren oft negativ. Sportpferde oder laktierende Stuten haben dagegen einen höheren Bedarf an Eiweiß und Energie und können mehr Zucker/Stärke vertragen. Dennoch sind Getreidereste oft nur Füllstoffe mit wenig Nährwert.
Ist Füttern wirklich so schwer?
Ja und nein. Wenn das Raufutter stimmt, ist es nicht schwer. Ergänze Vitamine und Mineralien und gib Kraftfutter, wenn nötig. Schwierig wird es, wenn dein Pferd gesundheitliche Probleme hat oder mehr braucht – denn die Auswahl ist riesig. Unsere Tipps:
- Lies die Zutatenliste und die Analyse auf der Rückseite des Sacks.
- Prüfe Zucker- und Stärkegehalt – passt das zu deinem Pferd?
- Bei Unsicherheiten: Frag einen Fütterungsexperten.