Gastblog HOPE for Horses: Manchmal muss man zuerst investieren!
Musste selbst ein wenig lachen bei diesem Titel! Jeder, der Pferde hat, weiß, dass es (die Haltung von Pferden) eine ziemliche Investition ist/sein kann. Solange dein Pferd gesund ist, hält sich alles in Grenzen, aber wenn es an der Gesundheit mangelt, können die Kosten ziemlich hoch werden.
Gastbeitrag
Stress
30 September '24 • 6 Min Lesezeit
Ich höre sehr oft: "Das hat mein Pferd nicht" oder "Das macht mein Pferd nicht, das stört mein Pferd nicht..." Nun, wunderbar! Bleibt dabei!
Pferde sind Puzzles
Wenn ich ein Pferd anschaue, sehe ich eigentlich Puzzleteile. Sie passen entweder perfekt zusammen, oder es fehlen ein paar Teile. Manchmal ist das Puzzle so zusammengeschoben, dass es eigentlich auseinander genommen werden sollte, bevor man es wieder richtig zusammensetzen kann.
Viele meiner Kunden haben solche Pferde. Die Teile wurden – koste es, was es wolle – zusammengedrückt, und jetzt darf ich helfen, herauszufinden, wo das Problem liegt.
Das ist wirklich meine Leidenschaft :D (und vor allem, weil es ein wunderbares Rätsel ist ;) ).
Wie investierst du in dein Pferd?
Hier kommt die Idee ins Spiel, dass man manchmal zuerst investieren muss. Lustigerweise meine ich damit nicht einmal das Finanzielle.
Natürlich kannst du viel in Sets, Sättel, Decken, Unterricht und so weiter investieren. Das macht natürlich Spaß, wenn das dein Ding ist ^_^.
Mit investieren meine ich: Was braucht dein Pferd wirklich?! Was ist für die Gesundheit deines Pferdes nötig? Wie viel Zeit hast du dafür eingeplant? Wie viel Zeit willst du investieren? Wie viel Zeit gibst du deinem Pferd, um mit dem, was du von ihm verlangst, zurechtzukommen?
Ein bisschen „kaputt“ sein, erfordert auch eine Investition
Mir fällt auf, dass viele Menschen noch oft denken, dass ein Pferd nicht kaputt sein darf oder kann. Dass es unter allen Umständen funktionieren muss. Und genau da fängt das Problem an.
Denn wenn du etwas von deinem Pferd willst, kann es sein, dass es das zu dem Zeitpunkt vielleicht auch ganz gut zu schaffen scheint. Aber vielleicht zapfst du gerade das „Notfallguthaben“ deines Pferdes an.
Wenn dieses „Guthaben“ weniger wird, wirst du nach und nach mehr an deinem Pferd merken.
Wenn das Pferd ein bisschen „kaputt“ ist, kann das relativ schnell behoben werden. Wenn es sehr „kaputt“ ist, wirst du mehr investieren müssen. Es muss nicht unbedingt sofort teuer werden, aber es kann sein, dass die Schritte, die du jetzt unternehmen musst, größer sind.
In diesem ganzen Prozess muss der Grund, warum dein Pferd „kaputt“ ist, nicht unbedingt bei dir liegen. Es kann auch sein, dass die Umstände nicht ideal sind oder dein Pferd in der Vergangenheit Dinge erlebt hat, die jetzt wieder hochkommen.
Mein großer Freund Troy
Nehmen wir meinen großen, schwarzen Freund Troy. Troy wurde als Jährling kastriert und entwickelte danach Sommerekzem. Dann wurde er aus seiner Herde verstoßen und schließlich aus der Aufzuchtgruppe herausgenommen. All das passierte, bevor er 1,5 Jahre alt war.
Danach wurde er ans Meer verkauft, in der Hoffnung, dass sein Sommerekzem besser würde. Nach zwei Jahren war sein Zustand jedoch so schlecht, dass man ihn schlachten wollte. Zum Glück holte die nette Dame, bei der er ursprünglich lebte, ihn zurück.
Als ich Troy von ihr bekam, war er kaputt. Sehr kaputt... Puzzeln war gar nicht mehr nötig. Er fühlte sich schrecklich an. Seine Beine, Mähne, Schweif, Bauch – alles war wund, er hatte sich alles blutig gebissen.
Hier beginnt die „Zerlegung“ des Problems.
Denn auch wenn Troys Probleme hauptsächlich physisch zu sein scheinen, war sein mentaler Zustand wirklich nicht gut.
Er war geistig komplett überfordert. Ab seinem zweiten Lebensjahr hatte er vor der Kutsche gelaufen und man hatte versucht, ihn zu reiten. Beides funktionierte nicht. Er warf die Leute einfach ab...
Und hier kommt: Investieren ins Spiel!
Wenn du ein solches Pferd bei dir aufnimmst, weißt du, dass es nicht in drei oder vier Monaten gelöst sein wird. Zumindest nicht gesundheitlich. Du weißt, dass du zuerst Ruhe in den Alltag bringen musst. Ruhe in seinen Körper, Ruhe in seinen Kopf. In diesem Fall stand das eine nicht ohne das andere.
Wenn sein Kopf durcheinander war, hatte er großen Juckreiz. Großer Juckreiz machte seinen Kopf noch mehr durcheinander.
Und dann muss man irgendwo anfangen
Das beginnt mit kleinen Schritten! Die kleinen Schritte zahlen sich in Schritten aus, die gefestigt sind.
Während Troy in Zeeland vor der Kutsche (und somit auf der Straße) gelaufen war, war er hier überhaupt nicht verkehrssicher. Das kleinste Geräusch brachte ihn zur Explosion... und du musst wissen, dass er ein wunderschön gebautes Groninger Pferd ist. Ein wirklich kräftiger Bursche! Den willst du nicht gegen dich haben, wenn er durch ein Geräusch aus der Ruhe gebracht wird.
Das Ziel ist, ihn als Reitpferd zu nutzen, also muss man irgendwo anfangen, Schritte zu machen. Schritte, die unter allen Umständen gefestigt sind und bleiben.
Also investiere in Zeit. Gehe nur einen Schritt weiter, wenn der vorherige Schritt sicher ist. So bleibt es für beide Seiten angenehm und vor allem sicher.
Vertrauen aufbauen!
Nach vielen Wiederholungen der gleichen Übungen ging es immer besser (denk dran, ich spreche hier von einem entspannten Pferd, nicht von einem Pferd, das sich langweilt, weil es die Übungen so oft gemacht hat!!!) und ich sah immer mehr Ruhe in seinen Körper kommen.
Er begann, Vertrauen zu gewinnen, dass keine unangenehmen Dinge passieren würden.
Physisch hinkte er noch etwas hinterher, in Bezug auf Kraft, also war das der nächste Schritt. Damit beginnst du aber nicht bei einem überforderten Pferd. Du wartest, bis es bereit ist, damit zurechtzukommen... wieder ein Rätsel ;)
Für Troy war das Aufsatteln nie ein Problem, das lag nicht in seinem Bereich. Das verdanke ich auch der Dame, von der ich ihn bekommen habe. Sie hat ihm eine sehr gute Erziehung gegeben. Er hatte und hat kein Problem damit, berührt zu werden.
Das erste Mal wieder aufsitzen
Irgendwann wurde Troy so ruhig in der Arbeit, dass ich das kleine Hockerchen holte. Zuerst stand ich nur darauf, bis das für ihn völlig in Ordnung war. Dann hing ich mich über ihn, bis das in Ordnung war.
Alles Schritt für Schritt aufgebaut, und dann war das Aufsitzen kein Problem mehr!
Beachte jedoch, dass dieses Pferd niemanden auf seinem Rücken sitzen ließ! Das Festigen der Schritte ließ ihn sich sicher fühlen. Er wusste, dass seine Grenzen nicht überschritten wurden. So fasste er Vertrauen, und du weißt, dass er bereit ist!
Dann kommt der Moment, wirklich aufzusteigen. Wenn du es gut vorbereitet hast, ist es ein schöner Moment, ohne dass Spannung dabei aufkommt. Dann ist es wirklich ein super schöner Schritt!
Troy war sich sehr bewusst, dass ich auf seinem Rücken saß, er schaute mich an, knabberte ein wenig an meinem Fuß und machte einen schönen, tiefen Seufzer! Ohne Anspannung auf seinem Rücken!
Wissen, wann man nicht weitergehen sollte!
Irgendwann saß ich auf seinem Rücken und spürte, wie sein Becken knackte. Nicht gerade gewöhnlich, sagen wir mal. Als ich auf seinem Rücken saß, spürte ich, wie er Spannung aufbaute. In einem solchen Moment ist es sehr wichtig zu wissen, dass man nicht weitergeht (oder gehen muss), nur weil es so „sein sollte“. Wenn du spürst, dass etwas noch nicht ganz in Ordnung ist, ist es wichtig, einen Schritt zurückzugehen.
In diesem Fall war es ein physisches Problem, also lag dort die Aufmerksamkeit. Wenn es ein mentales Problem wäre, dann gäbe es da noch Arbeit in einem Moment der Anspannung.
Wir haben wieder Übungen gemacht, um ihn kräftiger zu machen, damit er Vertrauen gewinnt, dass sein Körper nicht wehtun muss, während er arbeitet.
Nach etwa drei Wochen mit drei- bis viermaligem Training pro Woche stieg ich wieder auf. Er fühlte sich super stark an, und während ich das aussprach, lief er einfach los!!
Wie schön kann es sein! Jetzt war er selbstbewusst genug, um sich mit mir auf seinem Rücken zu bewegen!
Investieren geht also nicht ums Geld! Es geht darum, auf dein Pferd zu hören, im richtigen Moment einen Schritt zurückzugehen und in Zeit und Energie zu investieren.