Wann ist eine zusätzliche Ergänzung von Mineralien im Kraftfutter für Pferde erforderlich?

Viele Menschen denken, dass Pferde, die (zweimal täglich) Kraftfutter bekommen, keine zusätzlichen Mineralien benötigen. Das ist jedoch nicht ganz richtig. Vieles hängt von der Art des Kraftfutters, der Qualität des Heus oder der Weide, den Anstrengungen, die ein Pferd erbringt, und der Gesundheit des Pferdes ab. Gibt es Nachteile von Kraftfutter? Und wann sollte man doch zusätzliche Mineralien zuführen?

Minerale

Ernährung

22 März '21 6 Min Lesezeit

Von jeher ist es üblich, allen Pferden Kraftfutter (Pellets) zu geben. In den letzten Jahren hat sich jedoch die Wissenschaft in dieser Hinsicht gewandelt. Wenn dein Pferd nicht 24 Stunden auf einer Weide steht, dann sollte gutes Heu (unverpackt), das nicht staubig oder schimmelig ist, die Basis der Ernährung in Kombination mit einem konzentrierten Mineralpellet sein. Alle Pferde benötigen Raufutter in großen Mengen, verteilt über den Tag. Das Verdauungssystem deines Pferdes kann nicht ohne.

Heu enthält unzureichend Mineralien

Mineralien sind für dein Pferd essenziell. Sie sorgen zum Beispiel für gesunde Knochen, Hufe, Fell und nahezu alle Körperprozesse. Zudem sind sie wichtige Bausteine für trächtige Stuten. Mineralien müssen gut aufnehmbar sein und in den richtigen Verhältnissen im Futter enthalten sein, da sie sich gegenseitig beeinflussen. Niederländisches Heu enthält fast nie alle benötigten Mineralien für dein Pferd. Das hängt teilweise mit der Bodenart, auf der das Gras wächst, und teilweise mit der Düngestrategie zusammen. Um sicherzustellen, dass dein Pferd ausreichend, gut aufnehmbare Mineralien und Spurenelemente erhält, ist eine Ergänzung notwendig. Für die meisten Pferde, die keinen Hochleistungssport betreiben, ist es besser, dafür einen Balancer zu verwenden. Das ist ein spezieller Pellet oder Keks, der alle täglich benötigten Vitamine, Mineralien und Spurenelemente enthält. Es gibt viele verschiedene Marken, zum Beispiel Metazoa, Vitalbix, Pavo Vital oder Equilin.

Sorg für Abwechslung im Raufutter

In der Wildnis fressen Pferde viele verschiedene Pflanzen und Kräuter. Das brauchen sie auch. Bringe daher Abwechslung in die Ration. Du kannst beispielsweise mit deinem Pferd in Gräben grasen, Weidenzweige im Paddock anbieten oder gelegentlich Brennnesseln pflücken und (nach ein paar Stunden Trocknung) anbieten. Eine kräuterreiche Weide ist natürlich fantastisch. Wenn dein Pferd wenig Kräuter bekommt, kann eine Ergänzung mit flüssigen oder getrockneten Kräutern ideal sein. Denke zum Beispiel daran, flüssige Brennnesseln in einem Wasserbehälter anzubieten!

Achte auf die Getreide im Kraftfutter

Obwohl Kraftfutter einfach zu füttern ist und viele Menschen daran gewöhnt sind, ist es nicht immer die beste Lösung für ein Pferd. Kraftfutter enthält oft viel Getreide wie Weizen, Mais, Roggen und Gerste. Diese Getreide sind reich an Kohlenhydraten und Stärke, die im Pferdekörper zu Glukose umgewandelt werden. Leider steht dies nicht auf der Vorderseite des Futtersacks, sondern du musst die Zutatenliste genau durchlesen. Es gibt nämlich viele verschiedene Bezeichnungen wie: Mais, Weizenprodukte (Grieß und ganz), Gerste, Haferschalen, Melasse, Maismehl, Haferprodukte (Schalen und ganz), Dinkel, gepuffter Mais, Hafer, Weizenkleiegries, Rohrmelasse, etc.

Nicht alle Pferde vertragen Getreide gut. Besonders Pferde mit Sommerekzem, Insulinresistenz, Hufreheempfindlichkeit, PSSM1, Cushing oder EMS (metabolisches Syndrom) kommen besser mit so wenig wie möglich Kohlenhydraten und Stärke aus. Darüber hinaus zeigen mehrere Studien, dass bestimmte Stoffe in Getreide die Aufnahme von Mineralien behindern.

Getreide haben einen negativen Einfluss auf die Aufnahme von Mineralien

Getreide enthalten die Substanz Phytat oder Phytinsäure. Es wurde nachgewiesen, dass es die Aufnahme von Magnesium hemmt. Untersuchungen an Menschen haben gezeigt, dass es auch die Aufnahme von Kalzium um bis zu 52% verringert. Auch andere Mineralien werden weniger gut aufgenommen, wenn das Futter einen hohen Phytatgehalt hat. Getreide enthalten zudem Gluten. Gluten enthalten Gliadin, das dazu führen kann, dass die Dünndarmwand durchlässiger für Makromoleküle wird. Das nennt man mit einem teuren Wort eine hyperpermeable Darmwand. Es bedeutet eine größere Durchlässigkeit, wodurch Substanzen die Darmwand passieren können, die dort nicht hingehören. Dies kann zu einer höheren Belastung durch Abfallstoffe bei deinem Pferd führen. Eine geschwächte Darmwand kann zudem Schaden verursachen, da Medikamente wie Schmerzmittel die Darmschleimhaut angreifen. Auch Mykotoxine, die Abfallstoffe von Schimmelpilzen, verursachen bei Pferden viele Probleme, wie Leberprobleme. Die Schimmelpilze, die Mykotoxine produzieren, gedeihen gut, wenn ein Pferd viel Getreide gefüttert bekommt.

Es ist daher ratsam, alle Pferde getreidefrei zu füttern. Also nicht nur die Pferde, die eine Erkrankung haben, sondern alle Pferde. Getreide beschränken die Aufnahme von Mineralien, wodurch ein erhöhter Mineralbedarf entsteht und das Mineralgleichgewicht gestört wird.

Wie sieht es dann mit der Energie aus?

Wir bekommen regelmäßig die Frage, ob Pferde nicht energielos werden, wenn sie kein oder wenig Kraftfutter erhalten. Das ist nicht der Fall, aber Pferde müssen sich umstellen, und das erfordert etwas Zeit. Die "Energiebasis" in Raufutter ist Zellulose, während im Kraftfutter die wichtigste Energiequelle Stärke ist. Stärke wird in Glukose umgewandelt und nur vom Blut aufgenommen. Zellulose wird in flüchtige Fettsäuren umgewandelt, die im Körper aufgenommen werden, um Energie zu liefern. In der Natur ist Zellulose die größte Energiequelle für den Körper von Pferden. Pferde gewinnen dank ihrer cleveren Zusammenarbeit mit Darmbakterien Energie aus pflanzlichem Material wie Gras und Heu. Bei dieser Verdauung werden Fettsäuren freigesetzt, die Energie liefern. Besonders wenn Pferde täglich ausreichend freie Bewegung haben, wirst du sehen, dass sie mehr als genug Energie haben, sogar ohne die Zucker und Stärke aus Kraftfutter. Und natürlich wird das Pferd eine kurze Zeit eine Energiedelle haben, wenn du umstellst, aber sieh es als das Abklingen einer Zuckersucht. Die Darmflora muss sich erholen, und das wird einige Zeit dauern. Nach dieser Periode wirst du feststellen, dass das Pferd tatsächlich mehr als genug Energie hat, um seine Arbeit zu erledigen. Suchst du nach einer zusätzlichen Energiequelle: Wähle dann ein Öl, bei dem die Omega-3-Fettsäuren (EPA und DHA) direkt verfügbar sind, wie in Lachsöl.

Fazit: Soll ich Mineralien ergänzen?

Ein Mineralstoffsupplement kann eine gute Idee sein. Die Mineralien im Supplement sollten jedoch gut aufnehmbar sein und in den richtigen Verhältnissen zueinander stehen, am besten flüssig wie konzentriertes Beringseewasser. Im Meerwasser findest du nämlich alle auf der Erde verfügbaren Mineralien. Wenn du Kraftfutter gibst, ist ein Supplement notwendig, um die verringerte Aufnahme von Mineralien, die durch Getreide in den Pellets verursacht wird, auszugleichen. Noch besser ist es, das Kraftfutter durch einen Balancer wie Metazoa, Vitalbix, Pavo Vital oder Equilin zu ersetzen. Wenn du nur Heu und einen Balancer gibst, kann es manchmal hilfreich sein, Meeresmineralien zusätzlich zu geben. Beispielsweise bei einem Immunitätsdip, während des Fellwechsels, beim Wechseln der Weide oder in den Tagen vor und nach einer intensiven Anstrengung. Ein Mineralstoffsupplement ersetzt keine vollständige Ration, ist jedoch eine Ergänzung für Pferde, die etwas extra benötigen. Hast du ein flüssiges Mineralsupplement? Gib deinem Pferd dann die Wahl und füge die Mineralien zu einem separaten Wasserbehälter hinzu!

Bronnen:
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https://bmcnutr.biomedcentral.com/articles/10.1186/s40795-016-0064-8

Josef Pallauf, Manfred Pietsch, Gerald Rimbach. Dietary phytate reduces magnesium bioavailability in growing rats. Nutrition Research, Volume 18, Issue 6, 1998.

https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0271531798000852

Shimada S, Tanigawa T, Watanabe T, Nakata A, Sugimura N, Itani S, et al. (2019) Involvement of gliadin, a component of wheat gluten, in increased intestinal permeability leading to non-steroidal anti-inflammatory drug-induced small-intestinal damage. PLoS ONE 14(2): e0211436. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0211436
Van Doorn DA, Everts H, Wouterse H, Beynen AC. The apparent digestibility of phytate phosphorus and the influence of supplemental phytase in horses. J Anim Sci. 2004 Jun;82(6):1756-63. doi: 10.2527/2004.8261756x. PMID: 15217003.

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15217003/

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