Viele Pferdebesitzer probieren alles aus, wenn ihr Pferd mit einem schmutzigen Schwanz herumläuft und immer wieder Mistanhaftung mit dem Kot mitkommt. Leider haben Nahrungsergänzungsmittel in der Regel wenig (oder nur eine vorübergehende Wirkung) auf dieses Problem.

Unterschied zwischen unverpacktem und verpacktem (Vor-)Trockenheu

Ein guter Ballen Rohfutter riecht frisch, ist schön stängelig und das Gras darin ist abgeblüht. Es ist wichtig, dass das Gras auch trocken genug ist, wenn das Heu gebunden wird, da sonst Schimmelbildung auftreten kann.

Es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen trockenem und verpacktem Heu sowie verpacktem Heu und Vor-Trockenfutter. Unverpacktes Heu ist am trockensten. Es tritt keine Versauerung (Fermentation) auf, das Heu wird erst in Ballen verpackt, wenn es einen Trockensubstanzgehalt von 80-85% hat. Fast die gesamte Feuchtigkeit ist dann aus dem Gras heraus. Oft ist dieses Heu auch sehr stängelig.

Verpacktes Vor-Trockenheu oder Vor-Trockenfutter, das für Pferde hergestellt wird, hat einen Trockensubstanzgehalt von 60-75%. Je trockener das Heu ist, bevor es verpackt wird, desto weniger Fermentation (Versauerung) tritt auf. Fermentation ist ein natürlicher Prozess, der durch Milchsäurebakterien verursacht wird. Diese Bakterien sind zum Beispiel auch in Joghurt enthalten. Je feuchter das Heu in die Verpackung gelangt, desto mehr Fermentation tritt auf und desto saurer wird das Vor-Trockenfutter. Aber selbst Vor-Trockenheu mit einem Trockensubstanzgehalt von etwa 85% hat einen leichten Fermentationsprozess.

Durch den Fermentationsprozess kommt es zu einer Störung des pH-Werts im gesamten Pferdekörper, wodurch die Verdauung im Magen anders verläuft und die Mineralstoffaufnahme schlechter ist. Mineralstoffe sorgen für eine Erhöhung des pH-Werts, also für eine stärkere Alkalisierung. Wenn die Aufnahme von Mineralstoffen gestört ist, versauert der Körper langsam und es gibt weniger Baustoffe im Körper. Ein versauerter Körper führt auch zu einer gestörten Darmflora. Alles gute Gründe, kein Vor-Trockenheu/Futter an Ihr Pferd zu verfüttern.

Sehr nasses und saures Futter, wie es für Kühe verwendet wird, ist nicht als Pferdefutter geeignet. Pferde mögen fermentiertes Heu oft sehr gerne, aber nicht alle Pferde können dieses etwas saure Heu gleich gut verdauen.

Die Darmflora bestimmt die Verdauung

Pferde haben eine empfindliche Verdauung. Die Pflanzenreste im Rohfutter werden mithilfe der "Darmflora" im Blind- und Dickdarm verdaut. Diese Darmflora ist der vollständige Satz von Bakterien, Pilzen und Hefen, die sich im Verdauungstrakt befinden. Bei jedem Pferd ist diese Darmflora etwas anders. Eine gesunde und gut zusammengesetzte Darmflora ist sehr wichtig für eine gute Verdauung. Die Darmflora "verdaut" die Pflanzenreste und stellt die dabei freigesetzten Nährstoffe und Energie für das Pferd zur Verfügung, um sie aufzunehmen.

Die Darmflora des Pferdes gerät leicht aus dem Gleichgewicht

Die normale Darmflora eines Pferdes ist ein Gleichgewicht verschiedener Bakterien und anderer Mikroorganismen, die an die Art der Nahrung angepasst sind, die das Pferd zu fressen bekommt. Futteränderungen sollten daher immer langsam durchgeführt werden. Die Darmflora eines Pferdes braucht Zeit, um sich an die neuen "Verdauungsanforderungen" anzupassen. Die Wirkung von Rohfutter auf die Darmflora und den Kot hängt auch vom Fasergehalt (Rohfaser), der Menge an Protein und dem Zuckergehalt darin ab.

Die Darmflora besteht also aus einer Vielzahl von Arten, wobei ein Gleichgewicht zwischen guten und weniger guten Bakterien, Pilzen und Hefen besteht. Solange die Guten überwiegen, ist alles in Ordnung. Aber wenn ein Pferd einmal eine etwas weniger gute Darmflora hat, kann dies lange Zeit so bleiben. Ein zu hoher Säuregehalt im Raufutter, zu wenig Ballaststoffe, viele Zucker und sogar Stress können die Darmflora stören.

Empfindlichkeit variiert je nach Pferd

Wenn die Darmflora nicht gut zusammengesetzt ist oder gestört wird, gerät die Verdauung in Schwierigkeiten. Ein bekanntes Symptom dafür ist Kotwasser. Nach den Kotballen kommt oft noch eine Pfütze Wasser. Dies tritt in der Regel auf, weil die Nahrungsbrechung im Dickdarm nicht mehr richtig funktioniert. Das Raufutter kann hierfür eine Ursache sein, einige Pferde reagieren empfindlich auf den Säuregehalt von verpacktem Heu.

Die Empfindlichkeit variiert von Pferd zu Pferd. Nicht jedes Pferd reagiert auf dieselbe Nahrung. Es kann also gut sein, dass zwei Pferde bei derselben Ration sehr unterschiedlichen Kot haben. Für Pferde mit einer anfälligen Darmflora kann eine geringfügige Veränderung in der Qualität des Raufutters größere Auswirkungen haben als für Pferde mit einer stabilen Darmflora. Bei empfindlichen Pferden können Sie Pro- oder Präbiotika verwenden, um die guten Bakterien zu unterstützen, aber in der Regel hilft dies nur so lange, wie Sie ein solches Supplement geben.

Unverpacktes, trockenes Heu ist oft die Lösung gegen Kotwasser

Wenn Ihr Pferd immer wieder unter Kotwasser und dünnem Kot leidet, kann es eine gute Idee sein, mit unverpacktem Heu zu experimentieren. Viele Pferde erholen sich gut, wenn sie Heu bekommen, das überhaupt nicht sauer ist. Nach zwei Monaten sollten Sie hier gute Ergebnisse sehen.

Weitere Tipps bei Kotwasser

Wenn es aufgrund von Lagerproblemen (zum Beispiel in einem großen Pensionstall) unmöglich ist, unverpacktes Heu zu füttern, achten Sie zumindest auf Folgendes:

• Wählen Sie so trocken wie möglich verpacktes Vor-Trockenheu (mit möglichst hohem Trockensubstanzgehalt und möglichst niedrigem Säuregehalt).
• Verwenden Sie ein angebrochenes Paket Vor-Trockenheu so schnell wie möglich auf.
• Vermeiden Sie Stress.
• Vermeiden Sie Zucker.
• Unterstützen Sie gegebenenfalls dauerhaft mit Pro- oder Präbiotika.