Stärke: ist sie für ein Pferd dasselbe wie Zucker?

Regelmäßig hört oder liest man, dass es für Pferde nicht gut ist, viele Zucker zu sich zu nehmen. Das gilt auch für Zucker aus kraftvollem Futter mit vielen Getreiden. Das Verdauungssystem und der Stoffwechsel von Pferden sind darauf nicht gut eingestellt. Aber wie sieht es mit Stärke aus? Ist es dabei anders?

Ernährung

14 Juni '24 3 Min Lesezeit

Das kurze Antwort lautet „nein“, das ist nicht anders. Stärke wird vom Pferdekörper tatsächlich als Zucker betrachtet und ist daher eigentlich genauso schlecht. Wenn du dir die Zutatenliste eines Sacks Kraftfutter ansiehst, ist es also wichtig, sowohl auf den Zuckergehalt als auch auf den Stärkegehalt zu achten. Lassen wir uns für eine längere Antwort etwas tiefer in das Thema „Zucker“ eintauchen und sehen, wie ein Pferd diesen verarbeitet.

Alles Kohlenhydrate

Zucker, Stärke und Glukose sind alles Formen von Kohlenhydraten. Hier ist eine kurze Erklärung:

Zucker: Dies sind einfache Kohlenhydrate wie Fruktose (Fruchtzucker) und Glukose. Sie verleihen der Nahrung einen süßen Geschmack und stehen direkt als Energiequelle zur Verfügung. Zucker kommt in Obst, einigen Gemüsen und natürlich in Zuckerwürfeln vor.

Stärke: Stärke ist ein komplexes Kohlenhydrat, das aus langen Ketten von Glukosemolekülen besteht. Es kommt in Getreide und Mais vor. Stärke muss erst in Glukose aufgespalten werden, bevor sie als Energie genutzt werden kann. Bei Säugetieren erfolgt diese Verdauung im Dünndarm.

Glukose: Glukose ist der wichtigste Brennstoff für unseren Körper. Es ist ein kleineres Molekül, das aus Stärke freigesetzt und als Blutzucker durch den Körper transportiert wird. Die Körperzellen nehmen Glukose auf, um Energie zu produzieren. Wenn Glukose im Körper gespeichert wird, wird sie zu Glykogen.

Kurz gesagt, Zucker sind einfache Kohlenhydrate, Stärke ist ein komplexes Kohlenhydrat und Glukose ist die direkte Energiequelle für Körperzellen.

Dünndarm oder Dickdarm?

Hafer, Gerste und Mais enthalten bis zu 40, 50 und 65 Prozent Stärke. Diese Getreidearten sind häufige Zutaten für Pferdekraftfutter. Um Energie aus Stärke zu gewinnen, können Menschen Stärke in Glykogen umwandeln, das dann als Energiequelle ins Blut gelangt. Diese Umwandlung erfolgt hauptsächlich im Dünndarm. Bei Pferden funktioniert die Verdauung jedoch ganz anders als bei Menschen, mit einer viel geringeren Rolle für den Dünndarm. Pferde verdauen Nahrung hauptsächlich im Dickdarm. Dort befinden sich viele Mikroorganismen wie Bakterien, Hefen und Pilze. Diese sind ein wichtiger Bestandteil der Verdauung bei Pferden. Die Darmflora wandelt Fasern in Zucker und Fettsäuren um. Diese Stoffe werden dann vom Pferd aufgenommen, um Energie zu gewinnen.

Ein bisschen Stärke geht schon

Wenn in dem Futter deines Pferdes Stärke enthalten ist, muss es diese im Dünndarm verarbeiten. Der Dickdarm, in dem das Raufutter größtenteils verdaut wird, ist dafür nicht geeignet. Nachdem das Futter den Magen passiert hat, werden die Stärkegranulate aus dem Getreide im oberen Teil des Dünndarms verdaut. Die Verdaulichkeit variiert je nach Getreideart. So kann ein Pferd Hafer ziemlich gut verarbeiten, aber die Stärkegranulate aus Mais und Gerste sind weniger als 30 % verdaulich. Wenn Getreide durch Erhitzen (Extrusion) verarbeitet wird, wird die Stärke für Pferde besser verdaulich, aber ein Pferd kann immer nur eine begrenzte Menge davon verdauen. Wenn die Stärke unverdaut in den Dickdarm gelangt, kann sie dort die Darmflora stören, was zu einer Übersäuerung führt (Azidose). Dies führt zu verschiedenen Problemen, darunter mehr Abfallstoffe im Blut.

Stärke als Energiequelle?

Obwohl einige (Spitzen-)Sportpferde und laktierende Stuten etwas Zucker und Stärke aus Getreide als schnelle Energie nutzen können, ist für die meisten Freizeitpferde und Pferde in den unteren Sportklassen getreidefreies Futter ausreichend. Achte darauf, dass dein Pferd genügend Vitamine und Mineralien erhält. Das erreichst du am einfachsten mit Hilfe eines Balancerbrockens. Wenn du deinem Pferd Kraftfutter geben möchtest, achte sowohl auf den Zuckergehalt als auch auf die Menge an Stärke im Produkt.

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