Mein Pferd wird schon von einem Grashalm dick! Wie ist das möglich?

Viele Pferde werden sehr schnell dick, wenn man sie auf die Weide lässt. Es scheint, als würden sie schon von einem Grashalm zunehmen. Oft werden diese Pferde als "leicht zu haltende" bezeichnet, weil man nicht viel Futter hineingeben muss. Aber für die Besitzer ist das Management dieser Art von Pferden oft überhaupt nicht einfach. Wie kommt es, dass dein Pferd so schnell dick wird? Und was kannst du dagegen tun?

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Sommerekzem

4 Mai '21 5 Min Lesezeit

Die Antwort liegt nicht so sehr im Gras, sondern in deinem Pferd. Viele Pferde nehmen zu viele Zucker auf, zum Beispiel in Form von Kraftfutter oder reichhaltigem Heu. Durch die trockenen Sommer des letzten Jahres ist das Heu zum Beispiel viel zuckerhaltiger als sonst. In Kraftfutter ist oft viel Zucker und Stärke enthalten, die leicht aufgenommen werden können und zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel führen.

Nicht für schnelle Zucker gemacht

In der Wildnis fressen Pferde viel mehr Zellulose, von groben Pflanzenstielen. Diese Zellulose wird von den Mikroorganismen in ihrem Verdauungstrakt in Fettsäuren umgewandelt, die die Pferde nutzen, um Energie zu gewinnen. Pferde sind also eigentlich nicht dafür gemacht, auf leicht verdauliche Stärke und Zucker zu leben. Wenn ein Pferd jedoch viele dieser Kohlenhydrate aufnimmt, kann der Stoffwechsel so daran gewöhnt werden, dass eine Art "Sucht" nach Glukose entsteht. Der Körper beginnt dann, Glukose selbst herzustellen, selbst wenn sie nicht oder nur wenig im Futter enthalten ist. Säugetiere (auch Menschen) können nämlich Zucker aus Fetten, Proteinen und sogar Muskelgewebe herstellen. Dieser Prozess wird Glukoneogenese genannt.

Zunehmen, während man weniger isst

Viele Pferde, aber auch Menschen, können aufgrund dieser Glukoneogenese weiterhin zunehmen, selbst wenn sie weniger essen. Das liegt am gestörten Stoffwechsel. Wenn die Glukoneogenese nicht gehemmt wird, bleibt der Blutzuckerspiegel hoch. Darüber hinaus bleibt das Pferd hungrig, weil die Hormone, die den Appetit regulieren, ebenfalls durch diesen hohen Blutzuckerspiegel gestört sind.

Unterschied zwischen Rassen

Bei Stoffwechselproblemen von Pferden spielt die Herkunft sicherlich eine Rolle. Viele Kaltblüter wandeln überschüssige Glukose in ihrem Blut in Fettgewebe um. Diese Tiere können durch ein paar Grashalme extra dick werden und haben oft auch regelmäßig mit anderen Symptomen eines gestörten Zuckerstoffwechsels zu kämpfen. Denken Sie dabei zum Beispiel an eine harte Mähne, Sommerekzem oder Hufrehe.

Die robusten Rassen sind sehr effizient in ihrer Verdauung und können daher jede Nährstoffquelle optimal nutzen, was dazu führt, dass sie leicht zunehmen.

Keine Getreide füttern

Getreide, das oft in Kraftfutter versteckt ist, verschlimmert die Störung. Dies liegt unter anderem daran, dass die Phytinsäure in Getreide die Aufnahme von Mineralien für Ihr Pferd erschwert. Es hat aber auch mit Propionat zu tun, das oft verwendet wird, um Schimmelbildung und Bakterienwachstum in Getreide zu verhindern. Untersuchungen haben gezeigt, dass dieser Stoff den Blutzuckerspiegel von Pferden und anderen Tieren stört. Diese Tiere nehmen langsam, aber stetig zu, während die Blutzuckerregulation allmählich gestört wird. Dies führt letztendlich zur Insulinresistenz.

Das Gleichgewicht wiederherstellen

Wie bringt man ein Pferd, das dick wird von nur einem Grashalm, wieder ins Gleichgewicht? Sie müssen die Störung des Stoffwechsels und des Hormonhaushalts angehen. Das beginnt damit, Ihrem Pferd die richtige Ernährung zu geben. Das bedeutet grobes Raufutter mit viel Zellulose (und wenig Zucker) und kein Kraftfutter mit Stärke und schnellen Zuckern. Darüber hinaus sollten Sie gut absorbierbare Vitamine und Mineralstoffe geben, von denen Vitamin A, D, E und Zink die wichtigsten sind. Zum Beispiel ein Balancer mit hochkonzentrierten Vitaminen und Mineralstoffen. Darüber hinaus benötigt der Körper die gesunden Fettsäuren EPA und DHA, am besten direkt aufnehmbar, wie in Lachsöl. Um das Gleichgewicht im Körper (Homöostase) weiter zu verbessern, können Sie pflanzliche Cannabinoide aus Nelken zum Futter hinzufügen. Diese besonderen Stoffe stellen das Gleichgewicht auf zellulärer Ebene wieder her, verbessern die Widerstandsfähigkeit und reduzieren Überreaktionen. Vergessen Sie vor allem nicht, Ihrem Pferd ausreichend Bewegung zu geben. Langzeitbewegung ist gesund, aber für ein Pferd mit gestörtem Zuckerstoffwechsel sollte sie nicht zu intensiv sein. Wählen Sie daher eine längere Bewegung oder eine niedrige Intensität. Geben Sie Ihrem Pferd außerdem ausreichend freie Bewegungsmöglichkeiten.

Fazit: Das Gleichgewicht eines dicken Pferdes wiederherstellen

Wenn Ihr Pferd bereits von einem Grashalm dick zu werden scheint, ist sein Körper aus dem Gleichgewicht geraten. Eiweiße werden in Glukose umgewandelt, das Pferd neigt zur Insulinresistenz und der Hormonhaushalt ist gestört. All dies können Sie durch die richtige Ernährung, Bewegung und Stallmanagement wiederherstellen. Das braucht zwar etwas Zeit, ist aber letztendlich für Ihr Pferd viel gesünder und angenehmer. Erwarten Sie daher nicht, dass dies innerhalb weniger Wochen gelöst ist!

Tipps:

  • Geben Sie Ihrem Pferd grobes Raufutter von guter Qualität, aber nicht zu reichhaltig
  • Achten Sie auf den Fruktangehalt und setzen Sie Ihr Pferd auf die Weide, wenn der Fruktangehalt niedrig ist
  • Stellen Sie sicher, dass Ihr Pferd einen (getreidefreien) Balancer (z. B. Vitalbix, Metazoa, Equilin, Equifyt) mit gut absorbierbaren Mineralien und Vitaminen erhält
  • Geben Sie gegebenenfalls zusätzliche Antioxidantien und natürliches Vitamin E
  • Sorgen Sie für direkt aufnehmbare EPA und DHA (Omega-3) im Futter, Lachsöl ist dafür eine gute Quelle
  • Ergänzen Sie mit pflanzlichen Cannabinoiden für ein Gleichgewicht auf zellulärer Ebene
  • Bieten Sie ein Mineralienbuffet in der Koppel an. Zum Beispiel flüssige Mineralien aus dem Meer in einem separaten Wassereimer
  • Sie können auch einen separaten Wassereimer mit flüssigem Brennnessel für die reinigende Funktion anbieten. Sie werden sehen, dass die Pferde nach 10 bis 14 Tagen nicht mehr davon trinken, nachdem sie genug davon hatten
  • Geben Sie ausreichend Bewegung bei niedriger Intensität. In der Natur laufen die Pferde auch viel, aber langsam. Eine Stunde Training gleicht dem nicht aus. Auf der Weide/Koppel stehen sie auch wieder still, um zu fressen. Gehen Sie viel spazieren und sorgen Sie dafür, dass Ihr Pferd viel freie Bewegung hat. Bieten Sie Raufutter in Heunetzen an verschiedenen Stellen auf der Koppel/Weide an.

Sources:

Amir Tirosh, Ediz S. Calay, Gurol Tuncman, Kathryn C. Claiborn, Karen E. Inouye, Kosei Eguchi, Michael Alcala, Moran Rathaus, Rajesh Garg and Gökhan S. Hotamisligil. The short-chain fatty acid propionate increases glucagon and FABP4 production, impairing insulin action in mice and humans. Science Translational Medicine 24 Apr 2019: Vol. 11, Issue 489, eaav0120 DOI: 10.1126/scitranslmed.aav0120

https://stm.sciencemag.org/content/11/489/eaav0120

Ford EJ, Simmons HA. Gluconeogenesis from caecal propionate in the horse. Br J Nutr. 1985 Jan;53(1):55-60. doi: 10.1079/bjn19850010. PMID: 4063263.

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/4063263/

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