Do's and Don'ts bei der Geburt eines Fohlens
Ihre Stute ist trächtig und die Geburt des Fohlens steht bevor. Ein aufregendes und besonderes Ereignis, auch wenn Sie es schon einmal erlebt haben. Zum Glück verlaufen die meisten Geburten gut, aber wenn nicht, müssen Sie sehr schnell handeln. Wir listen die Do's und Don'ts der Geburt auf.
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18 März '25 • 6 Min Lesezeit
Im Allgemeinen wird meist mit einer Trächtigkeitsdauer von 11 Monaten gerechnet, aber im Durchschnitt beträgt die Tragezeit bei Stuten 340 Tage. Das ist gut eine Woche länger als elf Monate. Ein Fohlen ist ab 320 Tagen lebensfähig, kann aber auch problemlos bis zu 360 oder sogar 365 Tage im Mutterleib bleiben. Manche Stuten tragen grundsätzlich einige Wochen über. Die Geburt künstlich einzuleiten, ist bei diesen Stuten keine gute Idee und fast nie notwendig.
Do: Deine Stute im Auge behalten
Eine Geburt verläuft schnell, und manchmal sind in den Stunden vor der Geburt kaum Anzeichen bei der Stute zu erkennen. Da schnelles Handeln erforderlich ist, wenn etwas schiefgeht, ist es wichtig, den Geburtsbeginn rechtzeitig zu bemerken. Bei den meisten Stuten füllt sich das Euter in den Tagen vor der Geburt stark – bis es prall mit Milch gefüllt ist. Einige Stunden vor der Geburt erscheinen oft Wachspropfen an den Zitzen. Zudem entspannen sich die Bänder neben dem Schweif und den Lenden. In den Wochen oder Tagen vor der Geburt kann auch ein Ödem (Wassereinlagerung) unter dem Bauch auftreten. Aber Achtung: Nicht jede Stute hält sich an diese Standards! Manche Stuten produzieren erst unmittelbar vor der Geburt Milch und haben keine Wachspropfen, andere verlieren bereits eine Woche vorher Milch, wenn das Fohlen eine "Generalprobe" für die Geburt macht. Auch die Lockerung der Bänder kann früh oder spät auftreten. Daher kann es einige Male Fehlalarm geben, aber letztendlich wird der Moment kommen. Ein Geburtssensor, z. B. ein Chip an der Vulva, kann eine wertvolle Investition sein. Stelle in jedem Fall sicher, dass eine gute Kamera in der Box deiner Stute installiert ist. Stuten fohlen bevorzugt nachts, wenn es ruhig im Stall ist. Kamerasysteme lassen sich per App auf dem Handy überwachen, und oft können mehrere Personen gleichzeitig mitsehen. Eine WhatsApp-Gruppe mit Freunden oder Familienmitgliedern, die nachts wach sind, kann sehr nützlich sein. Wichtig: Stelle sicher, dass du nachts telefonisch erreichbar bist, falls jemand etwas Auffälliges bemerkt!
Do: Die Anzeichen der Geburt kennen
Die erste Phase der Geburt ist die Eröffnungsphase. Dabei entspannt sich der Muttermund, und die Gebärmutter beginnt, sich zusammenzuziehen. Diese Phase kann einige Stunden dauern und ist für die Stute unangenehm. Sie zeigt oft Unruhe, läuft umher, kratzt sich am Bauch, legt sich hin und steht wieder auf. Auch Nervosität, Wiehern, Schwitzen oder Flehmen können Anzeichen sein. Manche Stuten schlagen mit dem Schweif oder reiben ihn an der Boxenwand.
Don’t: Deine Stute nicht stören
Die Geburt eines Fohlens ist spannend, und natürlich möchtest du deine Stute gut beobachten. Aber es ist äußerst wichtig, sie nicht zu stören! Überwache die Geburt so weit wie möglich per Kamera und gehe nur dann in die Box, wenn du etwas nicht genau erkennen kannst. Falls du nachsehen musst, dann möglichst ruhig und alleine – nimm nicht das ganze Familie mit.
Do: Wissen, was passieren muss
Die Eröffnungsphase endet, wenn die Gebärmutter sich so stark zusammenzieht, dass die Fruchtblase platzt. Dies ist der Beginn der Austreibungsphase. Die Menge an Fruchtwasser ist beträchtlich – wenn du eine Kamera mit Ton hast, kannst du das oft hören, und auch andere Pferde im Stall reagieren darauf. Die Austreibungsphase sollte bei einer normalen Geburt maximal 20 Minuten dauern. Zunächst erscheint die zweite Fruchtblase mit den beiden Vorderhufen (meist nicht exakt nebeneinander), dahinter folgt die Nase des Fohlens. Zu diesem Zeitpunkt liegt die Stute oft und presst im Liegen. Falls das Fohlen noch in der Fruchtblase steckt, kannst du vorsichtig in die Box gehen und die Blase aufbrechen – sie ist recht zäh! Falls die Blase bereits gerissen ist, kannst du etwas Flüssigkeit von der Nase entfernen. Danach solltest du die Stute wieder in Ruhe lassen. Sobald der Kopf des Fohlens draußen ist und es atmen kann, ist alles in Ordnung. Die Stute wird weiter pressen, und das Fohlen wird geboren. Danach bleiben Mutter und Kind oft einige Minuten bis zu einer halben Stunde liegen. Das ist gut, da die Nabelschnur intakt bleiben sollte, um dem Fohlen zusätzliches Blut zuzuführen.
Don’t: Warten, wenn die Geburt nicht voranschreitet
Wenn die Fruchtblase geplatzt ist, muss das Fohlen innerhalb von 20 Minuten geboren werden. Falls zehn Minuten nach dem Blasensprung noch keine Vorderhufe zu sehen sind oder die Geburt ins Stocken gerät, rufe SOFORT den Tierarzt! Manchmal kann ein Spaziergang helfen, um die Wehen zu unterbrechen. Falls das Fohlen nicht richtig liegt, muss der Tierarzt es korrigieren. Falls du statt der Fruchtblase eine rote Kugel siehst, rufe ebenfalls sofort den Tierarzt!
Don’t: Bei einer normalen Geburt eingreifen
Wenn alles normal verläuft, brauchst du nicht viel zu tun. Manchmal bleiben die Hinterbeine noch ein Stück in der Stute – das ist in Ordnung. Wichtig ist, dass die Nabelschnur nicht zu früh abreißt. Ziehe das Fohlen also nicht weiter heraus. Auch ein Abtrocknen mit einem Handtuch ist nicht nötig. Wenn die Stute aufsteht, reißt die Nabelschnur von selbst. Danach kann sie desinfiziert werden. Die Stute wird sich ihrem Fohlen zuwenden und es ablecken.
Do: Die Bindung zwischen Mutter und Fohlen fördern
Falls die Stute lange liegen bleibt, kannst du das Fohlen in ihre Nähe legen, damit sie es ablecken kann. Manche erfahrene Stuten ruhen sich nach der Geburt lange aus, während ihr Fohlen bereits munter herumtollt. Die ersten Stunden sind entscheidend für die Mutter-Kind-Bindung – gib ihnen Ruhe und Raum dafür.
Do: Die Nachgeburt überwachen
Nach der Geburt solltest du die Zeit notieren. Die Nachgeburt sollte innerhalb einer Stunde von selbst abgehen. Falls sie bereits heraushängt, binde sie mit einem Strick hoch, damit sie nicht reißt. Überprüfe nach dem vollständigen Abgang, ob sie vollständig ist. Sie sollte wie eine Hose mit zwei geschlossenen Beinen aussehen. Falls Teile fehlen, rufe den Tierarzt! Verbliebene Reste in der Gebärmutter können zu schweren Infektionen und Hufrehe führen. Spätestens nach sechs Stunden muss die Nachgeburt komplett sein – andernfalls benötigt die Stute wehenfördernde Mittel vom Tierarzt.
Don’t: An der Nachgeburt ziehen!
Ziehe NIEMALS an der Nachgeburt, um sie zu entfernen! Dies kann zu Geweberissen führen und Infektionen begünstigen.
Do: Das Fohlen in den ersten Stunden überwachen
Fohlen sind faszinierende Geschöpfe und entwickeln sich rasant. Folgende Meilensteine solltest du beobachten:
- 5–10 Minuten nach Geburt: Brustlage
- 1–2 Stunden: Stehen
- 2 Stunden: Erstes Trinken
- 9 Stunden: Erstes Wasserlassen
- Wenige Stunden nach Geburt: Mekonium (erste schwarze Kotabgabe)
- Spätestens nach 24 Stunden: Milchstuhl (gelber Kot)
- Allgemein: Aktives Verhalten, Trinken, gelegentlich Schlafen.
Don’t: Annehmen, dass das Fohlen trinkt
Fohlen nuckeln an allem, was nach Zitze aussieht – aber das bedeutet nicht, dass sie wirklich trinken. Falls du Milchreste an der Nase siehst, ist das ein gutes Zeichen. Falls ein Fohlen schwach wirkt oder die Mutter unerfahren ist, muss es möglicherweise per Hand mit Kolostrum versorgt werden. Bei Unsicherheiten IMMER den Tierarzt kontaktieren!
Do: Die ersten Tage wachsam bleiben
Überwache Stute und Fohlen in den ersten Tagen genau. Messe die Temperatur der Stute täglich – Fieber kann ein Hinweis auf eine zurückgebliebene Nachgeburt sein. Sorge für Bewegung für Mutter und Fohlen. Ein gesundes Fohlen ist aktiv und neugierig. Bei Zweifeln IMMER den Tierarzt rufen!