CPL und Milben: Warum treten diese Probleme oft gleichzeitig auf?
Chronisch Progressives Lymphödem (CPL) ist eine chronische, fortschreitende Erkrankung der Pferdebeine. Häufig tritt CPL gemeinsam mit einem Milbenbefall auf – doch warum ist das so?
Lymphatisches System
Milben

16 Oktober '25 • 3 Min Lesezeit
Die Anfälligkeit für CPL ist vermutlich größtenteils erblich bedingt. Besonders Kaltblüter, aber auch Friesen, können CPL entwickeln. Bei Warmblütern wie dem KWPN kommt es kaum vor. Ob ein Pferd tatsächlich an CPL erkrankt, hängt jedoch stark von den Haltungsbedingungen ab – und insbesondere von Milben!
Rassespezifisch
Einige Rassen sind besonders anfällig für CPL, zum Beispiel das Belgische Kaltblut. Auch andere Zugpferderassen und Tinker sind häufig betroffen. Bei CPL werden die Lymphgefäße in den Beinen geschädigt. Das Lymphsystem sorgt normalerweise dafür, dass Flüssigkeit (mit darin enthaltenen Abfallstoffen) aus den Beinen abtransportiert wird. Da Pferde lange und relativ dünne Beine haben, ist dieses System sehr empfindlich. Bei CPL bilden sich tiefe Falten, Wülste und Knötchen an den unteren Gliedmaßen und in den Fesselbeugen. In diesen Hautfalten entstehen oft Entzündungen und kleine Wunden. CPL kann schmerzhaft sein, starken Juckreiz verursachen und die Beweglichkeit der Beine einschränken. Heilbar ist es nicht – eine gute Beobachtung und Pflege sind entscheidend, um eine Verschlimmerung zu verhindern.
Milben: Ein hohes Risiko für CPL
Eine Studie der Universität Gent (2022–2025) über CPL beim Belgischen Kaltblut zeigte, dass fast alle Pferde dieser Rasse im höheren Alter an CPL leiden – mit entsprechend eingeschränktem Wohlbefinden. Viele Pferde müssen aufgrund der Beschwerden frühzeitig eingeschläfert werden. Nahezu alle untersuchten Pferde litten zudem an einem Milbenbefall, selbst junge Fohlen. Die einzige nachgewiesene Milbenart war Chorioptes bovis. Eine Kontrollgruppe mit Warmblütern zeigte dagegen keine Milben und kein CPL. Frühere Studien bestätigten ebenfalls, dass Belgische Kaltblüter und Friesen häufig Milben tragen, während Shetlandponys nie betroffen waren. Das aktuelle belgische Forschungsteam stellte fest: Pferde mit Milbenbefall haben ein deutlich höheres Risiko, CPL zu entwickeln. Wird der Milbenbefall behandelt, verbessern sich die Symptome erheblich. Zwar verschwinden bestehende Hautwülste nicht, doch die offenen Stellen heilen besser ab, und der quälende Juckreiz verschwindet, sobald die Milben beseitigt sind.
Einfaches, angepasstes Management
Das Erbgut deines Pferdes kannst du nicht verändern – aber die Haltungsbedingungen schon. Und gerade das ist entscheidend bei CPL. Eine ausgewogene, zuckerarme Fütterung ist besonders wichtig. Viele Kaltblüter vertragen energiereiches Gras oder zuckerhaltiges Kraftfutter schlecht. Dennoch müssen ausreichend Vitamine und Mineralstoffe vorhanden sein, um die Abwehrkräfte zu stärken. Daher ist ein Mineralfutter oder Balancer sinnvoll, selbst für „einfache“ Rassen. Ein Mangel an Nährstoffen schwächt die Haut, sodass Milben, Pilze und Bakterien leichter Infektionen verursachen. Bewegung ist ebenfalls essenziell: Das Lymphsystem hat keine eigene Pumpe – Flüssigkeit wird durch Bewegung transportiert. Stehen Pferde zu lange in der Box, entstehen schnell „Stallbeine“. Ausreichend freie Bewegung ist also ein Muss, um CPL vorzubeugen.
Beinscheren – ja oder nein?
Viele Kaltblüter haben wunderschöne, dichte Fesselhaare. Doch genau diese verdecken häufig Hautprobleme und bieten Milben einen idealen Unterschlupf. Deshalb bleibt ein Befall oft lange unbemerkt. Scheren kann helfen, Parasiten besser zu bekämpfen und CPL gezielter zu behandeln.
Zusätzliche Unterstützung
Mit gutem Management, richtiger Fütterung, milbenfreien Beinen und ausreichend Bewegung lässt sich schon viel erreichen. Zusätzlich können Sprays mit nützlichen Bakterien in den Fesselbeugen die Hautflora unterstützen. Bei kleinen Wunden oder Schorf kann ein entzündungshemmendes Nelkenpräparat hilfreich sein. Außerdem lässt sich das Immunsystem und Lymphsystem durch eine milde Brennnessel-Detox-Kur (viermal jährlich) stärken.
Quellen
Brys M, Claerebout E, Saey V, Chiers K. High prevalence of Chorioptes bovis: an important factor in chronic progressive lymphedema in Belgian draft horses. Veterinary Research Communications. 2025 Mar;49(3):129. DOI: 10.1007/s11259-025-10695-y. PMID: 40042772; PMCID: PMC11882615. https://europepmc.org/article/MED/40042772
Brys, Marieke, Edwin Claerebout, and Koen Chiers. "Alleviating lesions of chronic progressive lymphedema in Belgian draft horses by successfully treating Chorioptes bovis infestation with moxidectin 0.5% pour-on." Veterinary Parasitology 324 (2023): 110074. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0304401723002054
Brys, Marieke. Chronic progressive lymphedema in draft horses: mites or myth?. Diss. Ghent University, 2022. https://libstore.ugent.be/fulltxt/RUG01/003/061/127/RUG01-003061127_2022_0001_AC.pdf
Cremers, H. J. W. M. (1985). The incidence of Chorioptes bovis (Acarina: Psoroptidae) on the feet of horses, sheep, and goats in the Netherlands. Veterinary Quarterly, 7(4), 283–289. https://doi.org/10.1080/01652176.1985.9694001