Blutegel – was ist die Funktion dieser Tiere?
Blutegel: Das Wort ruft bei vielen Menschen Assoziationen an Quacksalber aus dem Mittelalter hervor, als die moderne Medizin noch nicht erfunden war. Und wer schon einmal durch einen Regenwald gewandert ist, hat möglicherweise eine starke Abneigung gegen diese Tiere entwickelt. Heutzutage werden medizinische Blutegel jedoch wieder für Behandlungen eingesetzt – auch bei Pferden. Wie funktioniert das?
Andere

17 Juni '25 • 2 Min Lesezeit
Die Blutegeltherapie, auch Hirudotherapie genannt, besteht darin, mehrere Blutegel an einer strategischen Stelle – zum Beispiel am Fesselgelenk – anzusetzen. Sie beißen das Pferd und bleiben etwa eine bis eineinhalb Stunden haften, um Blut zu saugen. Danach lösen sie sich von selbst und die Wunde blutet noch eine Weile nach. Beim Biss geben die Blutegel verschiedene Substanzen über ihren Speichel ab, die unter anderem schmerzlindernd wirken. Auch Gerinnungshemmer sind enthalten, weshalb die Wunde länger nachblutet. Auch während des Saugvorgangs werden weitere Wirkstoffe aus dem Blutegel freigesetzt, die in den Blutkreislauf des Pferdes gelangen.
Medizinische Wirkstoffe
Laut Therapeuten, die mit Blutegeln arbeiten, enthält der Speichel der Tiere etwa 80 medizinisch wirksame Substanzen. Diese Stoffe bilden die Grundlage für die Wirkung der Therapie. Blutegel werden bei einer Vielzahl von Beschwerden eingesetzt. Beim Menschen zum Beispiel zur Ableitung von Blutansammlungen nach plastischen Operationen. In Osteuropa, Asien und Russland wird der Nutzen der Hirudotherapie bei der Behandlung von Arthritis, Bluthochdruck und grünem Star (Glaukom) betont. In Europa und den USA kommen Blutegel vor allem bei Gefäßproblemen und in der plastischen Chirurgie zum Einsatz. Auch bei Hämatomen (inneren Blutungen), die häufig nach einem heftigen Schlag oder Unfall auftreten, haben sich Blutegel als wirksam erwiesen.
Einsatz von Blutegeln beim Pferd
Therapeuten, die Blutegel bei Pferden einsetzen, berichten, dass die Tiere unterstützend wirken können bei:
- CPL und Mauke
- Flüssigkeitsansammlungen an den Beinen wie Gallen oder Einschuss
- Lymphproblemen
- Hämatomen und Thrombosen
- Abszessen und Euterentzündungen
- Arthrose und Spat
- Hufproblemen und Hufrehe
- Sehnenproblemen
- Koordinationsstörungen, Rücken- und Wirbelproblemen
- Druckstellen und Muskelverspannungen
- Schwer heilenden Wunden und Narben Häufig wird die Blutegeltherapie ergänzend zur Lymphdrainage und/oder craniosakralen Therapie eingesetzt.
Der Blutegel als tierärztlicher Assistent
Etwas, das du vielleicht noch nicht über Blutegel wusstest: Sie werden auch als Hilfsmittel zur Blutentnahme eingesetzt – zum Beispiel in Zoos oder bei Wildtieren. Dies verursacht weniger Stress als die Blutentnahme mit einer Nadel. Nach Korrektur der Blutwerte hinsichtlich des Einflusses des Blutegels können die Proben normal im Labor analysiert werden.
Bronnen:
Nowicki A, Jaworska J, Baranski W. Leech therapy in the treatment of a penile haematoma in a stallion. Veterinarni Medicina. 2021 Jun;66(6):266-271. DOI: 10.17221/163/2020-vetmed. PMID: 40201147; PMCID: PMC11975388.
Alves R, Policarpo I. Animals and Human Health : Where Do They Meet?∗ Ethnozoology. 2017 Oct:233-259. PMCID: PMC7150316.