Sind alle Getreidesorten ungesund für Pferde?

Viele Menschen füttern ihre Pferde heutzutage getreidefrei. Aber muss man wirklich auf alle Getreidesorten verzichten? Wir erklären dir die Unterschiede und zeigen, welche Getreidesorten man manchmal durchaus füttern kann. Denn nicht jedes Getreide ist immer schlecht.

Ernährung

10 Juni '25 2 Min Lesezeit

Die meisten Getreidesorten enthalten viel Stärke. Der Verdauungstrakt von Pferden kann nur begrenzte Mengen Stärke gleichzeitig verarbeiten. Andere Säugetiere, wie Menschen oder Schweine, können einen Teil ihrer Energie aus Getreide beziehen. Das Enzym Amylase im Speichel hilft ihnen dabei, die Stärke zu verdauen, wobei die Aufnahme hauptsächlich im Dünndarm stattfindet. Die Stärkekörner aus dem Getreide werden im Dünndarm in Glukose (Energiequelle) umgewandelt und durch die Darmwand in den Blutkreislauf aufgenommen. Pferde verdauen ihr Futter hauptsächlich im hinteren Abschnitt des Verdauungstrakts, im Dickdarm. Ihr Dünndarm hat nur eine geringe Kapazität. Außerdem enthält der Speichel von Pferden keine Amylase, um die Stärke bereits im Maul vorzuverdauen. Pferde gewinnen ihre Energie meist durch die Darmflora im Dickdarm, die Fasern in verwertbare Zucker und Fettsäuren umwandelt. Das sorgt für eine stabile Energiezufuhr.

Je nach Getreidesorte unterschiedlich

Einige Getreidesorten sind für Pferde besser verwertbar als andere. Hafer zum Beispiel ist recht gut verdaulich – etwa 80 bis 95 % können im Dünndarm des Pferdes aufgenommen werden. Dabei geht es um ganzen oder gequetschten Hafer, nicht um Haferprodukte oder Haferspelzen. Auch Dinkel ist ziemlich gut verwertbar. Die Stärkekörner aus anderen Getreidesorten, wie Mais oder Gerste, haben eine andere Molekularstruktur. Diese werden vom Pferd deutlich schlechter aufgenommen. Die Verdaulichkeit liegt nur bei 22 % für Gerste und 29 % für Mais. Wenn das Getreide jedoch mit Hitze behandelt wurde (z. B. durch Extrusion), verbessert sich die Verdaulichkeit deutlich – fast vergleichbar mit Hafer.

Keine Stärke in den Dickdarm

Pferde sollten nicht mehr Stärke aufnehmen, als sie im Dünndarm verarbeiten können – und das ist nur eine geringe Menge. Stärke, die unverdaut in den Dickdarm gelangt, wird dort von Bakterien und Pilzen sehr schnell in flüchtige Fettsäuren und Milchsäure umgewandelt. Dadurch übersäuert der Dickdarm, was zum Absterben nützlicher Bakterien führen kann. Im schlimmsten Fall entsteht eine starke Übersäuerung des hinteren Dickdarms, wodurch die Darmwand durchlässiger wird und auch Schadstoffe ins Blut gelangen können. Das kann zu gesundheitlichen Problemen wie Hufrehe führen. Begrenze daher immer die Stärkeaufnahme deines Pferdes.

Nur wenn es nötig ist

Getreide sollte man am besten nur dann füttern, wenn das Pferd zusätzliche Energie benötigt und man sicher ist, dass es damit zurechtkommt. Gibt man seinem Sportpferd etwa zwei Stunden vor einer Spitzenleistung etwas Getreide, kann man den dadurch entstehenden Blutzuckeranstieg gut nutzen. Aber wenn du Getreide fütterst, achte darauf, dass es gut verdaulich ist – also z. B. ganzer oder gequetschter Hafer oder Dinkel. Manche Menschen geben Nebenprodukte wie Haferspelzen oder Dinkelkleie, aber diese liefern in diesem Zusammenhang kaum Energie. Das sind nur Ballaststoffe, aus denen das Pferd keinen Energieschub mehr ziehen kann. Solche Nebenprodukte finden sich auch häufig in Basisfutter und Sportpellets – sei also kritisch!

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