5 Ernährungstipps für Pferde ohne Zugang zur Weide (frisches Gras)
Nicht alle Pferde stehen das ganze Jahr über jeden Tag auf der Weide. Manchmal ist dies aus gesundheitlichen Gründen des Pferdes nicht möglich, manchmal wegen der Stallung, des Platzes oder der Bodenart. Besonders im Winter stehen viele Pferde auf dem Paddock, weil das Gras aufgebraucht ist oder die Weiden zu nass sind. Aber worauf solltest du bei der Fütterung von Pferden achten, die nicht auf dem Gras stehen? Nicht alle Nährstoffe, die in frischem Gras enthalten sind, finden sich auch im Heu. Deshalb haben wir fünf Tipps für dich zusammengestellt. Lies weiter!
Insulinresistenz
Vitamin E
Ernährung
Sommerekzem
21 September '21 • 5 Min Lesezeit
1. Vitamin E bekommen Pferde hauptsächlich aus frischem Grün
Vitamin E ist unverzichtbar im Futter von Pferden, man kann sagen, dass dies eines der wichtigsten Vitamine ist. Vitamin E ist ein sehr starkes Antioxidans und unerlässlich für die Muskeln und das Nervensystem. Vitamin E sorgt nämlich dafür, dass die Schäden in den Muskeln repariert werden und die Abfallstoffe in den Muskeln abtransportiert werden. Dadurch bleiben die Muskeln geschmeidig und die Erholung nach dem Training wird beschleunigt. Bei einem Mangel an Vitamin E werden Pferde steif, es besteht die Gefahr von Muskelkrankheiten und die Muskelmasse nimmt ab.
Frisches Gras enthält gut aufnehmbares Vitamin E und ist daher die wichtigste Nahrungsquelle für Pferde. Natürlich enthalten viele Kraftfutter auch Vitamin E, aber meistens handelt es sich um eine synthetische Form, mit der Pferde kaum etwas anfangen können. Zudem ist die Menge oft zu gering. Allein für die körperlichen Prozesse benötigt ein Pferd etwa 1000 IE Vitamin E pro Tag, dieser Bedarf steigt schnell an, sobald das Pferd Arbeit verrichtet.
Ein Pferd, das mindestens 4 Stunden (ohne Fressbremse) weiden kann, erhält in der Sommerzeit wahrscheinlich ausreichend Vitamin E. Ein Überschuss an Vitamin E wird im Fettgewebe gespeichert und in Zeiten des Mangels genutzt. Steht dein Pferd nicht auf der Weide oder nur sehr eingeschränkt? Dann solltest du immer zusätzliches Vitamin E zuführen. Wähle dann natürliches oder naturnahes Vitamin E. Die Kombination aus Weizenkeimöl, natürlichem Vitamin E und Traubenkernextrakt ist am besten geeignet wegen der extra starken antioxidativen Wirkung.
2. Omega-3 bekommen Pferde hauptsächlich aus frischem Grün
Pferde sind selbst sehr gut in der Lage, Omega-3-Fettsäuren aus frischem Gras zu gewinnen (vorausgesetzt, sie sind gesund). Es gibt drei Arten von Omega-3-Fettsäuren: ALA, EPA und DHA. EPA und DHA haben im Körper eine antioxidative (entzündungshemmende) Wirkung und spielen Rollen im Hormonsystem, Nervensystem, Skelettsystem und senken den Blutzuckerspiegel. Im Körper haben die EPA und DHA Omega-3-Fettsäuren daher eine sehr wichtige Funktion. ALA-Fettsäuren müssen vom Pferd selbst in EPA und DHA umgewandelt werden.
Für Pferde ist frisches Grün die wichtigste Quelle von ALA Omega-3-Fettsäuren. Gras ist nämlich reich an ALA und Pferde, die weiden, erhalten so eine wichtige Quelle von Omega-3. Aber Pferde, die nicht auf dem Gras stehen, fehlen diese wichtige Quelle und sie sollten Omega-3 zugefüttert bekommen. Die bekannteste Quelle von Omega-3 ist Leinöl. Leinöl enthält ALA Omega-3-Fettsäuren, für gesunde Pferde ist dies eine gute Quelle, weil diese Pferde das ALA in EPA und DHA umwandeln können. Allerdings ist dies ein sehr ineffizienter Prozess, bei dem leider viel verloren geht. Aber Pferde mit einer Erkrankung (Insulinresistenz, Hufrehe, etc.) können Schwierigkeiten haben, dieses ALA in EPA und DHA umzuwandeln. Für diese Pferde ist es besser, Fischöl oder Algen als Omega-3-Quelle zu füttern. Fischöl ist nämlich reich an EPA und DHA und Algen sind reich an DHA. Dies ist eine viel effizientere Quelle von Omega-3-Fettsäuren, da sie vom Pferd direkt genutzt werden kann und daher direkt entzündungshemmend wirkt.
3. Nicht alle Vitamine sind ausreichend im Heu enthalten
Ein Pferd, das nur Heu bekommt, erhält nicht alle Vitamine in ausreichender Menge. Oben haben wir bereits über Vitamin E gesprochen, aber auch Vitamin D und Vitamin A sind bei einer reinen Heufütterung unzureichend.
Es ist daher sehr wichtig, Pferde, die nur Heu bekommen, mit genügend Vitaminen (und Mineralien) zu versorgen. Der „einfachste“ Weg ist die Fütterung eines Balancers/Vitaminbriketts. Dies ist ein konzentriertes Kraftfutter, das reich an Vitaminen und Mineralien ist. Der Vorteil ist, dass man nur wenig füttern muss und daher keine negativen Einflüsse von Getreide und viel Zucker hat. Geeignete Marken sind z.B. Agrobs, Metazoa, Equilin und Vitalbix.
4. Niemals länger als 4 Stunden ohne Futter
Pferde sind dafür gemacht, den ganzen Tag über kleine Mengen zu fressen. Darauf ist das gesamte Verdauungssystem eingestellt. Pferde haben im Verhältnis auch nur einen kleinen Magen und Speichel wird erst gebildet, wenn das Pferd kaut. Der Speichel ist sehr wichtig, um den Säuregehalt im Magen aufrechtzuerhalten. Alles ist also miteinander verbunden und darauf ausgerichtet, dass das Pferd den ganzen Tag über frisst.
Eine längere Periode ohne Futter hat also sofortige Auswirkungen, insbesondere auf den Magen. Da kontinuierlich Magensäure gebildet wird, muss auch eine kontinuierliche Zufuhr von Futter und Speichel vorhanden sein. Sobald das Futter länger ausbleibt, entstehen sehr schnell Schäden im Magen und Magengeschwüre können sich entwickeln.
Es ist daher extrem wichtig, dass Pferde unbegrenzt Zugang zu Futter haben. Leider werden einige Pferde dick, wenn sie unbegrenzt Heu zur Verfügung haben, aber es gibt Möglichkeiten, um sicherzustellen, dass Pferde dennoch immer etwas zu knabbern haben. Denke dabei an Weidenzweige, Stroh und Slowfeeder. Auch andere Heuarten (ärmer) können die Lösung sein, damit Pferde unbegrenzt fressen können. Grassamenheu und Gerstenstroh sind sehr gute Raufutter, um einen Teil des normalen Heus zu ersetzen. Kann dein Pferd wirklich nicht unbegrenzt fressen? Sorge dann dafür, dass es niemals länger als 4 Stunden ohne Futter bleibt.
5. Bereichere dein Pferd, es gibt mehr als Heu
Zweige, Kräuter, Stroh, Bäume, Gräser, Gemüse und Obst. Ein Sandpaddock kann für ein Pferd ziemlich „langweilig“ sein, sorge daher dafür, dass es etwas Abwechslung gibt und bereichere den Paddock. Auf diese Weise kannst du auch das Bedürfnis nach Heu etwas verringern und das Pferd neue Nahrung kennenlernen lassen. Lege ein paar Zweige hin, damit Pferde daran knabbern können. Aber auch das Anpflanzen verschiedener Bäume, Sträucher und Kräuter ist eine Bereicherung. Du musst deinem Pferd nicht direkt Zugang dazu geben, aber du kannst sie regelmäßig pflücken und dann füttern.
Auf diese Weise kannst du herausfinden, was deinem Pferd schmeckt und welche Bedürfnisse es hat. Aber wechsle auch die Heuarten ab, heutzutage gibt es mehr als nur Weideheu. Grassamenheu und Gerstenstroh sind sehr arm und daher auch sehr geeignet für übergewichtige Pferde oder Pferde mit Insulinresistenz. Dieses Heu darfst du niemals allein füttern, dafür ist es zu arm. Aber auch Kräuterheu oder Schilf sind Raufutter und sehr geeignet, um regelmäßig etwas davon zu füttern.
Lass dein Pferd auch Gemüse und Obst kennenlernen! Baue dies immer langsam auf und achte darauf, was gesund ist und was nicht.